Polizeigewerkschaft fordert mehr Geld für Schutz von Synagogen

Polizeigewerkschaft fordert mehr Geld für Schutz von Synagogen

Augsburg (epd). Nach dem antisemitischen Anschlag in Halle fordert die Deutsche Polizeigewerkschaft von den Ländern mehr finanzielle Mittel zum Schutz jüdischer Einrichtungen in Deutschland. "Wenn der Kampf gegen Antisemitismus bei uns völlig zu Recht Staatsräson ist, dann muss es uns auch das Geld wert sein", sagte der Bundesvorsitzende Rainer Wendt der "Augsburger Allgemeinen" (Dienstag). Als Vorbild nannte er das Land Berlin, das eine zentrale Abteilung für Objektschutz habe und dort keine Beamten, sondern Angestellte einsetze. Solche speziellen Einheiten für Objektschutz seien auch in anderen Teilen Deutschlands erforderlich, betonte Wendt.

Der Polizeigewerkschafter warnte, dass der Antisemitismus von rechtsextremer wie islamistischer Seite zunehme. Er machte dafür auch die AfD und deren Rechtsaußen Björn Höcke mitverantwortlich: "Was Höcke und Konsorten in manchen Zusammenhängen von sich geben, ist widerlich, und damit wollen wir als Polizei und als Gewerkschaft nichts zu tun haben", betonte Wendt.

In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der "Augsburger Allgemeinen" befürworteten allerdings nur 40 Prozent der Bundesbürger einen dauerhaften Polizeischutz jüdischer Einrichtungen, wie es weiter hieß. 46 Prozent sprachen sich dagegen aus, dass Synagogen und andere entsprechende Institutionen rund um die Uhr bewacht werden. 14 Prozent von insgesamt 5.010 nach dem Terroranschlag Befragten äußerten sich auf die Frage "Sollte nach dem Anschlag in Halle Ihrer Meinung nach jede jüdische Einrichtung in Deutschland unter dauerhaften Polizeischutz gestellt werden?" unentschieden.

Bei dem Anschlag in Halle am 9. Oktober wurden eine 40-jährige Frau und ein 20-jähriger Mann erschossen. Auf der Flucht schoss der Täter auf eine weitere 40-Jährige und einen 41-Jährigen, die schwer verletzt wurden. Der schwer bewaffnete Mann hatte zuvor versucht, in die Synagoge einzudringen, was misslang. Zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur hatten sich dort zu diesem Zeitpunkt insgesamt 51 Gläubige versammelt. Der 27-Jährige handelte nach eigener Aussage aus antisemitischen und rechtsextremistischen Motiven.

epd mih