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Ehrfurcht vor dem Leiden
Fotos aus Auschwitz
Alles hat seine Zeit, auch die Bilder des Leidens und des Grauens. Dieser Gedanke kam mir, als ich die sehr eindrückliche Arte-Dokumentation "Auf den Spuren der Geschichte" über die Nürnberger Prozesse sah. Hier spielen die krassen, immer noch zutiefst verstörenden Filmaufnahmen aus den gerade befreiten Konzentrationslagern eine entscheidende Rolle.
Die Verhandlungen wurden eröffnet, gerieten aber bald ins Stocken. Die angeklagten NS-Größen begannen, es sich auf der Anklagebank gemütlich zu machen, zu plaudern und zu lachen. Da ließen die Richter Leinwand und Projektor aufbauen und das Licht fast löschen. Jetzt zeigten sie in extremer Drastik, worum es ging, nämlich um welthistorisch unvergleichliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Filmaufnahmen von den geschundenen, nackten Leichnamen, den Leichenbergen – endlich wurden sie den Angeklagten, Richtern, Anklägern, Verteidigern, Journalisten und der ganzen Welt gezeigt. Das war notwendig. Denn nun ließen sich die NS-Verbrechen nicht mehr leugnen oder verharmlosen. Selbst einigen der NS-Leute stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben, wie Originalaufnahmen zeigen.

