Heide Simonis wünscht sich katholische Priesterinnen

Heide Simonis wünscht sich katholische Priesterinnen
Die ehemalige Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein, Heide Simonis, wünscht sich katholische Priesterinnen. Die Zeit dafür sei reif, finden auch andere.

Geistliche Ämter sind nach Ansicht der Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Ellen Ueberschär, gut für Frauen geeignet. In den evangelischen Gemeinden seien Frauen im Pfarramt heute breit akzeptiert, sagte Ueberschär bei der Aufzeichnung der Fernseh-Talkshow "Tacheles" in der Marktkirche in Hannover zum Thema "Diskriminierung im Namen des Herrn?" Auch viele Katholiken wünschten sich inzwischen Frauen als Priesterinnen.

"Es geht dabei ja um klassisch weibliche Tätigkeiten wie das Hantieren mit Geschirr am Altar oder um das Tragen bestimmter Kleider", sagte die Theologin. Bereits in der Antike seien Frauen als christliche Gemeindeleiterinnen tätig gewesen. Und auch vom Neuen Testament her gebe es gute Gründe, Frauen zu Pastorinnen zu berufen. Jesus habe sich mit einer Anzahl von Frauen und Männern gleichermaßen umgeben. Sie hoffe, dass in der katholischen Kirche künftig mehr Frauen in leitenden Positionen tätig sein könnten.

Veraltete Position

Die frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) forderte die katholische Kirche auf, einen Schritt nach vorn zu gehen und das Priesteramt für Frauen zu öffnen. Die bisherigen katholischen Positionen seien veraltet.

Die katholische Soziologin und Publizistin Gabriele Kuby dagegen plädierte dafür, die bisherige Praxis beizubehalten. Die katholische Kirche habe ihre Linie von Jesus und den Aposteln her so bestimmt, dass nur Männer Priester werden dürften. Wer diese Auffassung nicht teile, könne sich der evangelischen Kirche zuwenden. "Frauen haben jede Menge Möglichkeiten in der katholischen Kirche", betonte Kuby. Zum Vorwurf der Diskriminierung entgegnete sie: "Es gibt keinen Religionsstifter, der so viel Achtung vor den Frauen hatte wie Jesus Christus."

Bibel nicht zurechtbiegen

Der Sprecher der religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung, Michael Schmidt-Salomon, sagte in der Debatte, viele soziale Errungenschaften seien gegen die konservativen Ansichten aus der Bibel erkämpft worden: "Die Frauenbewegung war keine religiöse Bewegung." Man dürfe sich die Bibel nicht so zurechtbiegen, wie es einem passe.

Die muslimische Autorin Lamya Kaddor berichtete, dass es auch im Islam vereinzelt Imaminnen gebe. Sie seien aber nur für Frauen tätig und leiteten keine ganzen Gemeinden. Kaddor sprach sich gegen einen Kopftuchzwang für islamische Frauen aus. "Sobald Religion nicht mehr freiwillig gelebt wird, hat sie ihren Wert verloren", sagte die Autorin des Buches "Muslimisch - weiblich - deutsch". Die einstündige Debatte wird vom Sender "Phoenix" am 2. Mai um 22.30 Uhr und am 9. Mai um 13 Uhr ausgestrahlt.

Internet: www.tacheles.tv


epd