Fairer Handel: Lidl muss Werbeaussagen zurückziehen

Fairer Handel: Lidl muss Werbeaussagen zurückziehen
Der Discounter Lidl muss Werbeaussagen zu Kleidung aus angeblich fairer Produktion zurückziehen. Organisationen konnten nachweisen, dass Produktionsbedingungen in Bangladesh alles andere als fair sind.

Die Verbraucherzentrale Hamburg, unterstützt von zwei weiteren Organisationen, hatte Anfang des Monats Klage wegen unlauteren Wettbewerbs beim Landgericht Heilbronn eingereicht. Lidl hat darauf reagiert und sich in einer Unterlassungserklärung verpflichtet, das Werbeversprechen zurückzuziehen.

Die Organisationen hatten Aussagen des Discounters in einem Werbeprospekt aus dem Januar moniert. Darin hieß nach Angaben der Verbraucherzentrale: "Lidl setzt sich weltweit für faire Arbeitsbedingungen ein. Wir bei Lidl vergeben deshalb unsere Non-Food-Aufträge nur an ausgewählte Lieferanten und Produzenten, die bereit sind und nachweisen können, soziale Verantwortung aktiv zu übernehmen." Die "Kampagne für Saubere Kleidung“ und das „European Center for Constitutional and Human Rights" (ECCHR) forschten allerdings genauer nach. In einer Studie konnten sie nachweisen, dass bei vier in Bangladesh gelegenen Zulieferbetrieben die Bedingungen gar nicht fair sind. Die dort befragten Näherinnen berichteten von überlangen Arbeitszeiten, Lohnabzügen als Strafmaßnahmen, Verhinderungen von Gewerkschaftsarbeit und Diskriminierung von weiblichen Beschäftigten.

Weiterhin darf Lidl nicht mehr auf seine Mitgliedschaft in der Business Social Compliance Initiative hinweisen. Dabei handelt es sich um eine internationale Initiative des europäischen Einzelhandels, die sich zwar für Sozialstandards einsetzt, diese aber nicht für ihre Mitglieder und deren Lieferanten verpflichtend macht. "Der Fall Lidl beweist: Es ist riskant für Unternehmen, sich ein Sozialmäntelchen umzuhängen", sagt Gisela Burckhardt von der "Kampagne für saubere Kleidung". Sie forderte die Bundesregierung auf, dafür zu sorgen, dass Unternehmen Sozialstandards in der Lieferkette einhielten. Einen Schritt weiter geht Miriam Saage- Maaß vom ECCHR. Sie bedauerte, dass die betroffenen Arbeiterinnen in den Zulieferbetrieben von deutschen Unternehmen diese nicht in Deutschland verklagen könnten. Lidl hat seinen Kritikern Gespräche angeboten, die die drei beteiligten Organisationen auch annehmen werden.

fra