Streik: Viele Fluggäste müssen am Boden bleiben

Streik: Viele Fluggäste müssen am Boden bleiben
Der geplante Pilotenstreik trifft die Lufthansa und ihre Passagiere hart: Bei der größten europäischen Fluggesellschaft kann ab Montag voraussichtlich nur jedes dritte Flugzeug starten. Eine Einigung mit der Pilotengewerkschaft "Cockpit" übers Wochenende ist aber noch nicht ganz ausgeschlossen.

Statt täglich 1.800 Flügen heben demnach von Montag bis Donnerstag jeweils nur rund 600 Flieger ab. Aufgerufen sind mehr als 4.000 Kapitäne und Copiloten. Dies wäre der größte Ausstand in der Geschichte der Fluglinie. In der Gesamtzahl der ausfallenden Flieger sind auch Maschinen von nicht-bestreikten Regionalfliegern des Konzerns enthalten. Welche Strecken konkret ausfallen, wollte die Lufthansa noch am Freitag mitteilen. In dem Konflikt geht es um Gehaltsforderungen, Arbeitsplatzsicherung und den Einfluss der Gewerkschaft auf die Konzernpolitik.

Zuvor war ein erneuter Versuch für ein Spitzengespräch zwischen Lufthansa und der Vereinigung Cockpit (VC) gescheitert. Lufthansa habe konstruktive Vorschläge gemacht, um eine Einigung im Tarifkonflikt herbeizuführen. "Wir sind auf die Vereinigung Cockpit zugegangen", erklärte Konzernsprecher Andreas Bartels. Die Gewerkschaft habe das Angebot aber nicht angenommen. Ein Cockpit-Sprecher sagte hingegen, dass es kein Gespräch gegeben habe. Eine Annäherung über das Wochenende schlossen beide Seiten nicht aus.

Bahn rechnet mit vollen Zügen

Die Vorbereitungen der Fluggesellschaft, der Flughäfen und auch der Konkurrenten auf die Streiktage liefen bundesweit auf Hochtouren. Die Bahn stellt sich auf volle Züge auf den Hauptstrecken ein, während Autovermieter ihre Flotten auf die Flughäfen konzentrierten. Auch Lufthansa-Konkurrenten wie Ryanair oder Air Berlin warben um Umsteiger.

VC-Sprecher Alexander Gerhard-Madjidi verteidigte den Arbeitskampf als verhältnismäßig: "Das ist alles juristisch überprüft. Wir wollen ein Zeichen setzen und zügig zu einer Lösung kommen." Er forderte den Luftfahrtkonzern erneut auf, nach einem Jahr Verhandlungen endlich ein Angebot vorzulegen. Die Piloten seien jederzeit in der Lage, weitere Eskalationsschritte zu unternehmen, drohte er. Eine Sprecherin der Lufthansa betonte die Gesprächsbereitschaft des Managements.

Vertragssicherheit verlangt

Der Streit dreht sich nach Angaben der Gewerkschaft vor allem um die Arbeitsplatzsicherheit der rund 4.500 Piloten, die in den Geltungsbereich des Konzerntarifvertrags fallen. Sie verlangen einen vertraglichen Schutz vor der Verlagerung von Flügen in kostengünstigere Tochterfirmen des Konzerns. Die Lufthansa sieht darin einen Eingriff in ihre unternehmerische Freiheit und will nur über Jobgarantien für die bereits beschäftigten Piloten verhandeln.

Von diesem Montag an werden alle Abflüge aus Deutschland bestreikt, wie der Cockpit-Vertreter erklärte. Maschinen aus dem Ausland würden noch in die Heimat geflogen und dann ebenfalls stillgelegt. Insofern sei damit zu rechnen, dass die beiden großen Drehkreuze Frankfurt und München mit abgestellten Maschinen vollliefen. Die Gewerkschaft geht davon aus, dass es der Lufthansa im Laufe der Woche immer schwerer fallen werde, noch einen Ersatzverkehr anzubieten.

Das Unternehmen wollte Details zum Notflugplan auf seiner Website vorstellen. Im Inland sollen die Kunden vor allem auf die Bahn ausweichen, die derzeit aber auch mit fehlenden Kapazitäten im Fernverkehr zu kämpfen hat. Die Deutsche Bahn hält sich nach eigenen Angaben für einen größeren Andrang in ihren Zügen bereit. Gerechnet werde aber mit einer vergleichsweise geringen Umsteigerzahl gemessen an den täglich 330.000 Fernzug-Fahrgästen, teilte der bundeseigene Konzern mit. Sollte es trotzdem zu Engpässen kommen, sollen kurzfristig Zusatzzüge eingesetzt werden.

Kunden können umbuchen

Die Lufthansa bot den Kunden kulante Umbuchungsmöglichkeiten an. Die ebenfalls bestreikte Tochtergesellschaft Germanwings hat bereits angekündigt, an den vier Streiktagen rund 400 ihrer 600 geplanten Flüge zu absolvieren. Die Lufthansa will ihre Piloten aus dem Management einsetzen und wahrscheinlich in erster Linie die lukrativen Überseeverbindungen aufrechterhalten.

Am Frankfurter Flughafen sei in enger Absprache mit der Lufthansa ein detaillierter Abstellplan für nicht genutzte Flugzeuge erstellt worden, erklärte der Sprecher der Betreibergesellschaft Fraport, Jürgen Harrer. Der Flughafen habe ausreichend Flächen zur Verfügung, so dass der übrige Verkehr reibungslos abgewickelt werden könne. Dies sei das oberste Ziel von Fraport. Laut Fraport entfällt etwa die Hälfte der täglich rund 1.300 Flugbewegungen in Frankfurt auf den Großkunden Lufthansa. An den beiden Hauptdrehkreuzen München und Frankfurt planen die Piloten für Montag Demonstrationen.

dpa