Weihnachten alleinstehend - aber nicht allein feiernd

Weihnachten alleinstehend - aber nicht allein feiernd
Vor Weihnachten herrscht Hochbetrieb bei Partnervermittlungen und Kontaktbörsen im Internet. Auch wer ansonsten ein entspanntes Single-Dasein lebt, sieht das Alleinsein an den Weihnachtstagen in anderem Licht. Da versucht es mancher mit einem Sprint im Kennenlernen und Verbandeln. Andere sind frisch getrennt oder feiern fern der Familie. Wenn sich zum Heiligen Abend tatsächlich keine Festgesellschaft gefunden hat, geht es darum die Feiertage allein, aber nicht einsam zu gestalten.
21.12.2009
Von Kathrin Althans

Wer jetzt – bewusst oder wider Willen – allein auf die Feiertage zugeht, sei getröstet: Auch das erste Weihnachtsfest war kein wochenlang vorbereitetes Familien-Event, sondern eine ganz kurzfristig zusammengelaufene Runde von überwiegend Alleinstehenden. In der Fremde feierte die Heilige Familie mit denen, die eben da waren oder kamen – Ochs und Esel, Hirten vom Felde – und unter bekanntermaßen wenig luxuriösen Bedingungen.

Die frohe Botschaft vom Kind im Stall, vom Leben, das dort aufscheint, wo man es nicht plant oder erwartet, von geschenkter Liebe (nicht nur von lieben Geschenken) lässt sich auch ohne Verwandtschaftsgrade teilen. Die Kirchen laden an Heiligabend, wie auch am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag zu Gottesdiensten, zur Christnacht, zu Andachten oder Konzerten ein. Hier stehen die Türen offen, es wird gemeinsam gesungen und gefeiert.

Manche Gemeinde bietet nach den späteren Veranstaltungen noch einen Glühwein oder warmen Kakao an und man läuft nicht gleich auseinander. Einen Weihnachtsgottesdienst in Ihrer Nähe finden Sie ganz bequem über das Suchportal der christlichen Kirchen www.weihnachtsgottesdienst.de.

Spontane Gäste willkommen

Wer auch über den Kirchgang hinaus nach Gesellschaft sucht, kann sich einer offenen Weihnachtsfeier anschließen. Für Alleinstehende gestalten kirchliche und soziale Institutionen oder gemeinnützige Vereine einen Nachmittag oder Abend und heißen auch spontane Gäste willkommen. Hier gibt es Kaffee und Kuchen oder einen Imbiss, Musik und manchmal sogar eine kleine Bescherung. Auf jeden Fall findet sich dort Gelegenheit zum Gespräch - und vielleicht auch ein Kontakt für die weitere Gestaltung der Feiertage. Um ein entsprechendes Angebot zu finden, lohnt sich die Internetsuche für den eigenen Wohnort auf den Seiten des Diakonischen Werkes der EKD oder des Deutschen Caritas Verbandes, der Heilsarmee, des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM), des Deutschen Roten Kreuzes oder der Arbeiterwohlfahrt (AWO).

Aufgeschlossene für weniger besinnliche Klänge und Stilelemente zum Fest treffen auch in Kneipen oder Discos auf eine fröhliche Festgemeinde. Hier tummeln sich auch der Familienrunde entfleuchte junge Leute, Weihnachtsverweigerer und andere, die den traditionellen Ritualen nicht so viel abgewinnen können. Die Veranstaltungen finden sich am besten über die Internetsuche nach Weihnachtspartys oder Weihnachtsdisco im eigenen lokalen Umfeld oder auch auf www.party.de.

Weihnachtskino aller Genres

Zudem bleibt in den größeren Kinos auch über die Feiertage die Leinwand nicht dunkel, die Vorstellungen laufen jedoch nach Standort unterschiedlich und sind über die jeweilige Webseite zu erfahren. Manches Lichtspielhaus bietet auch besonderes Programm mit Vormittagsvorstellungen und weihnachtlichen Filmen. Aktuell läuft noch die zigste Verfilmung der Dickens'schen "Weihnachtserzählung" (A Christmas Carol) als 3D-animierter Fantasyfilm: "Eine Weihnachtsgeschichte" aus dem Hause Disney.

Derlei Möglichkeiten beschränken sich allerdings weitgehend auf das städtische Umfeld. Wer in eher ländlicher Infrastruktur oder wegen mangelnder Transportmöglichkeiten wirklich auf die eigene Gesellschaft angewiesen bleibt, kann sich auch zu Hause mit Filmen aus der Videothek gut unterhalten und, wenn gewünscht, in die eine oder andere Hollywoodweihnacht versetzen lassen. Der Weihnachtsfilm hat mittlerweile eine lange Tradition und bietet eigentlich für jeden Geschmack das passende Genre.

Rund um die großen Gefühle und einen sehr amerikanischen Geist der Weihnacht spinnen sich die Geschichten beim "Polar-Express" (2004) und bei "Buddy der Weihnachtself" (2003). Herzerwärmendes Happy End unterm Tannenbaum bietet die romantische Komödie "Tatsächlich…Liebe" (2003). Wer sich dagegen fernhalten möchte von weihnachtlicher Süße findet Anklänge von Weihnachtskritik oder gar Satire bei "Verrückte Weihnachten" (2004), feiert mit den Simpsons ("Die Simpsons - Weihnachten mit den Simpsons", 2003) oder wagt sich an den Weihnachts-Horrorfilm aus dem Jahr 1984 "Gremlins – Kleine Monster". Unter den dramatischen Zuständen an der Front während des Ersten Weltkriegs spielt die teils authentische Weihnachtsgeschichte "Joyeux Noel" (2005). Und Liebhaber des Actionfilms können sich durch alle vier Folgen von "Die Hard" flimmern oder sich bis zur aktuellen, fünften Folge von "Leathal Weapon" vorarbeiten - alles im Schatten des Tannenbaums.

Das eigene Fest gestalten

Grundsätzlich gilt wohl für (un-)freiwillig allein Feiernde dasselbe wie für mehr oder weniger freiwillige Gesellschafts-Weihnachter: Man tut gut daran, sich über eigene Wünsche und Vorstellungen klarzuwerden und sich freizumachen von starren Bildern und Erwartungen.

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So lassen sich dem Alleinsein auch durchaus schöne Seiten abgewinnen und man kultiviert vielleicht das ganz persönliche Single-Programm zum Fest. Mutige sprechen eine spontane Einladung aus an die gleichfalls alleinstehende Nachbarin oder den entfernten Bekannten - ohne Anspruch auf Perfektion und Geschenkesegen, dafür vielleicht umso entspannter.

Wer aber zu vorgerückter Stunde mit dem Alleinsein nicht mehr zurechtkommt und mit schönen oder unschönen Erinnerungen nicht allein bleiben will, der findet an allen Feiertagen rund um die Uhr einen Gesprächspartner bei der Telefonseelsorge. Die ist unter 0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222 bundesweit kostenlos erreichbar. Und auch in der Community auf evangelisch.de findet sich sicherlich auch zur stillen Nacht ein offenes Ohr.


Kathrin Althans arbeitet bei evangelisch.de als Redakteurin vor allem für den Bereich "Kompass".