Frank Elstner will keinen "schnulzigen Abschied"

Frank Elstner will keinen "schnulzigen Abschied"
Er ist der Erfinder von "Wetten Dass...?" und hat sich allein damit schon in das Moderatoren-Pantheon des deutschen Fernsehens katapultiert. Heute abend moderiert der gebürtige Österreicher Frank Elstner zum letzten Mal "Verstehen Sie Spaß", aber der Fernsehlandschaft bleibt er doch noch ein bisschen erhalten.
21.11.2009
Von Carsten Rave

Der Kapitän geht von Bord, aber das Schiff soll weiter den Kurs halten: Frank Elstner bestreitet an diesem Samstag in Offenburg seine letzte "Verstehen Sie Spaß?"-Ausgabe und übergibt dann das Kommando an Guido Cantz. Sieben Jahre hatte der heute 67-jährige Elstner das Ruder bei dem Fernsehklassiker in der Hand, dies entspricht in etwa der durchschnittlichen Moderationszeit, die sich der gebürtige Österreicher bislang immer für eine große Show gegönnt hat. Ein Abgang mit Wehmut? "Nein, das wird kein schnulziger Abschied", unterbindet Elstner gleich jeden Anflug von Sentimentalität. "Ich gehe, wie so oft, im richtigen Augenblick." Es sei eine Sendung wie jede andere.

Denn ein richtiger Abschied wäre ja auch etwas anderes. Im nächsten Atemzug unterstreicht Elstner, dass er der ARD mit zwei abendfüllenden Showformaten am Donnerstag erhalten bleibe, und zwar der "großen Show der Naturwunder" und dem "unglaublichen Quiz der Tiere". Trotzdem: Keine Samstagsshow mehr? "Man soll nie nie sagen", sagt Elstner, der der ARD auch als Botschafter der Fernsehlotterie die Treue halten wird. "Ich bastele an einer Idee. Die großen Samstagabendshows wird es auch weiter geben, in Form von Eventveranstaltungen, die großen verbindenden elektronischen Lagerfeuer gehören weiter zum Fernsehen."

Mehr Zeit für Privates

Künftig, betont Elstner, werde er mehr Zeit in private Dinge investieren, in seine Familie, in seine fünf Kinder. Kann man das einem Menschen glauben, der es - trotz seines sonnigen Wohnsitzes auf Mallorca - nicht eine halbe Stunde auf dem Liegestuhl aushält, ohne an seinen Job zu denken? Wohl kaum. Schließlich kam ihm auch 1980 die Idee zu Deutschlands Show-Flaggschiff Nummer eins, "Wetten, dass..?", irgendwo zu Hause, zwischen Küche und Wohnzimmer, vermutlich nach einem reifen Rotwein, auch wenn der wohldosierte Alkoholgenuss nicht mit letztgültiger Sicherheit überliefert ist.

Ob die ARD ohne Elstner am Samstagabend ein Problem bekommt, zumal auch Jörg Pilawa dem Gemeinschaftsprogramm den Rücken kehrt und zum ZDF abwandert? "Ich werde da nicht nachtreten", sagt Elstner. "Ich denke ausschließlich an mein Team von 'Verstehen Sie Spaß?'. Mit Guido Cantz wird es einen Neuanfang geben. Die Situation rund um die Moderatoren ist ja nicht neu. Wechsel sind etwas völlig Normales und sind für die gesamte Branche ganz wunderbar." Neben Pilawas Wendung zum ZDF ist die zweite große Personalie des Jahres Johannes B. Kerner, der das ZDF in Richtung Sat.1 verließ.

Der große Stabilisator

Der Klassiker "Verstehen Sie Spaß?" hat in seiner TV-Geschichte so manche Höhenflüge und Tiefschläge erlebt. Mit dem Schweizer Ehepaar Paola und Kurt Felix erlebte das Format zwischen 1980 und 1990 einen Aufschwung, der seinesgleichen sucht. Nach ihrem Abschied wurde die Sendung erst 1992 mit Harald Schmidt wiederbelebt, der die Sendung in 16 Ausgaben aus Kritikersicht zu sehr als Bühne zur Selbstdarstellung nutzte. Der Quoten-Sinkflug begann. Es folgten Dieter Hallervorden mit sieben und Cherno Jobatey mit 17 Sendungen. Erst als Frank Elstner 2002 die Show übernahm, begannen sich Quote und Qualität wieder zu stabilisieren.

Elstner begrüßt in seiner letzten Ausgabe live in Offenburg unter anderem Ich + Ich, Schlagersängerin Helene Fischer, ihren Kollegen Semino Rossi und Magier Hans Klok. Entertainer Bernd Stelter und das Comedy-Duo Heissmann & Rassau sollen mit aktuellen Kabarettbeiträgen für Unterhaltung sorgen. Im Finale des Wettbewerbs "Witzbold des Jahres" wetteifern fünf Possenreißer um den Titel.

dpa