Was berühmte Gräber über Macht und Einfluss verraten

Was berühmte Gräber über Macht und Einfluss verraten
Pyramiden, Taj Mahal - berühmte Grabstätten gibt es viele auf der Welt, aber nicht allein Geld und Macht der Bestatteten geben den Ausschlag für den Ruhm.
13.11.2009
Von Georg Klein

Es gibt zwei Arten von Gräbern, die berühmt oder bekannt sind: Die einen wegen ihres Baustils und ihrer Größe, die anderen wegen der Verehrung, Liebe oder Bewunderung, die die Lebenden den Toten entgegenbringen.

In die erste Kategorie gehören sicherlich monumentale Gräber, wie die Pyramiden oder das Taj Mahal. Schon seit frühester Zeit hegten Anführer und Machthaber den Wunsch, sich oder ihre Angehörigen der Welt lange und ruhmvoll in Erinnerung zu halten. Diese Grabstätten waren aber gleichzeitig, wie alle anderen Bauwerke auch, noch viel mehr: Ausdruck von gesellschaftlichen Verhältnissen, Glaubensvorstellungen und meistens auch von der jeweiligen Kultur an sich.

Geist und Macht

Das Teuerste, was die Epoche zu bieten hatte, war gerade gut genug, wenn ein Herrscher seiner Familie ein Mausoleum bauen ließ. Manchmal, wenn Geist und Macht in einem günstigen Verhältnis zueinander standen, kam auf diese Weise große Kunst zustande. Wie etwa zur Zeit der Renaissance, als Michelangelo das Mausoleum für die Medici-Fürsten Lorenzo und Guliano in der Basilica di San Lorenzo schuf. Die Anordnung, der Ausdruck der Skulpturen und nicht zuletzt ihre teilweise Unbekleidetheit waren für ihre Zeit etwas völlig Neues. Die allegorischen Figuren, die die Fürsten flankieren, blicken nicht bewundernd auf zu den Potentaten, sondern sind ernst und in sich gekehrt. Unerbittliche Verkörperungen der Zeit, der sich sogar die Mächtigen beugen müssen. Zusammen mit der umgebenden Architektur ein Höhepunkt der Renaissance.

Auf der anderen Seite bedeuten Geld und Macht noch lange nicht guten Geschmack. Das beweist das monumentale Valle de los Caidos, das sich der Spanische Diktator Franco als letzte Ruhestätte bauen ließ. In der von 20.000 politischen Gefangenen in den Berg getriebenen, angeblich längsten Basilika der Welt ruhen die Gebeine Francos und die des Gründers der faschistischen Organisation Falange. Über dem Berg, in dem die Basilika sich befindet, erhebt sich ein über 150 Meter hohes Betonkreuz. Ein Stachel im Bewusstsein der noch relativ jungen spanischen Demokratie, und, am Todestag des Diktators, ein Treffpunkt faschistischer Gruppen.

Alte und neue Pilgerstätten

Glücklicherweise geht es auch anders. Viele Grabstätten, auch solche, die später prächtig ausgestattet wurden, bekamen ihre Bedeutung erst durch die Menschen, die zu ihnen pilgerten. Ob das nun Santiago de Compostela in Nordspanien ist, wohin der Jakobsweg noch immer viele führt, das Grab des Heiligen Paulus bei Rom oder eines der zahlreichen muslimischen Heiligengräber in den Istanbuler Stadtvierteln.

Es gibt aber auch moderne, neuere Pilgerstätten, nicht heilig wie früher, aber für die "Pilger" von ähnlicher Bedeutung. Meistens handelt es sich um die Gräber von Künstlern, oft auch Sängern, die mit ihren Werken für Menschen so wichtig wurden, dass sie ihnen auch noch am Grab ihren Respekt erweisen wollen. Beliebte Beispiele hierfür finden sich auf dem berühmten Pariser Friedhof Père Lachaise. Nicht nur der obligate Kult um das nach wie vor vielbesuchte Grab des Kultstars Jim Morrison wird hier gepflegt. Mehr und dem optischen Anschein nach auch intensiveren Besuch erhält das Grab des Dichters Oscar Wilde. Das kubistische Grabmal Wildes, der wegen seiner Homosexualität zwei Jahre im Gefängnis saß und kurz darauf an den Folgen seiner Haft starb, ist über und über von Lippenstiftabdrücken übersät. Wie viele davon der Bewunderung seiner Werke gelten, wie viele dem Mann, der sich der Homophobie seiner Zeit entgegenstellte, und wie viele bloße Nachahmung sind, ist unerheblich. Die Kussmünder bleiben, ebenso wie die Blumen und Kerzen an Morrisons Grab, ein Symbol des Respekts und der Verehrung.

Heiliges und Profanes

Der Schritt von der Starverehrung zum Heiligenkult ist nur ein kleiner, wie das Grab von Elvis Presley in Memphis beweist. Die Mauer rund um sein Anwesen Graceland, in dessen Park er auch begraben liegt, ist mit Zettel mit Gebeten, Bitten und Danksagungen geschmückt. In der Nacht seines Todestages treffen sich Zehntausende zur sogenannten "Vigil", um mit Kerzen zu seinem Grab zu ziehen. Elvis-Sekten, die allerdings daran glauben, dass er noch lebt, gibt es inzwischen in jeder größeren Stadt der Vereinigten Staaten.

Bleibt nur noch abzuwarten, was sich in nächster Zeit rund um das Grab des gerade verstorbenen "King of Pop" abspielen wird. Michael Jackson hatte im Aufbau seines Images immer auf verschiedene religiöse Bezüge gesetzt.