Rund um den Globus fallen Mauern

Rund um den Globus fallen Mauern
Ob London oder Paris, Warschau oder Los Angeles: Rund um den Globus haben Menschen den 20. Jahrestag des Mauerfalls gefeiert. Auf dem Pariser Place de la Concorde erklang am Montagabend ein Cellokonzert, auf Häuserwände wurden Videos projiziert. An dem Open-Air-Spektakel nahmen Premierminister François Fillon und zahlreiche Regierungsmitglieder teil, Präsident Nicolas Sarkozy war in Berlin.

Wie zuvor Staats- und Regierungschefs gratulierte UN- Generalsekretär Ban Ki Moon den Deutschen zum Fall der Mauer vor 20 Jahren. Dieses Ereignis symbolisiere den Triumph der Menschen in ihrem Verlangen nach Freiheit, erklärte er in einer Grußbotschaft. "Wir schulden es all jenen, die so hart um ihre Grundrechte und ihre Freiheit gerungen haben, dass wir diesen Kampf nie vergessen."

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Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk hob das klare Bekenntnis seines Landes zur deutschen Einheit schon in der Wendezeit vor zwanzig Jahren hervor. Die erste nichtkommunistische Regierung Polens sowie die polnische Öffentlichkeit hätten sich damals "mit der größten Klarheit" von allen europäischen Ländern für die Wiedervereinigung Deutschlands ausgesprochen, sagte Tusk.

Palästinenser greifen echte Sperranlage an

Ob Los Angeles, Johannesburg oder Sofia: vielerorts fielen symbolisch Mauern aus Kunststoff und anderen Materialien - als Bekenntnis zu Freiheit und Frieden. Im Nahen Osten jedoch war es Realität: Hunderte Palästinenser rissen ein rund acht Meter hohes Mauersegment der israelischen Sperranlage zum Westjordanland nieder. Die Demonstranten schwenkten palästinensische Fahnen und forderten den vollständigen Abbau der Mauer.

Die Palästinenser hatten das Mauersegment mit Hilfe eines Drahtseils und eines Lastwagens zu Fall gebracht. Israel hatte nach einer Serie blutiger Anschläge von Palästinensern im Juni 2002 beschlossen, eine Sperranlage zum Westjordanland zu bauen. Rund 60 Prozent der mehr als 700 Kilometer langen Anlage sind inzwischen fertiggestellt.

In Paris waren auf einer Großleinwand und zwei Fassaden zu klassischer Musik Bilder der deutsch-deutschen Geschichte zu sehen. Die Zahl der Zuschauer hielt sich in Grenzen, der Platz war bei weitem nicht voll. Die Absperrung des Verkehrsknotenpunktes führte allerdings zu zahlreichen Staus in der Innenstadt.

Den Höhepunkt bildete ein Cello-Konzert mit 27 Musikern, entsprechend der Zahl der EU-Mitglieder. Sie saßen jeweils in einer Art bunt bemalten Stele, die Mauerabschnitte darstellen sollten. Eines der symbolischen Mauerstücke zeigte das Motiv eines Trabis, der die Mauer durchbricht und das Nummernschild NOV-9-89 hat.

Das Konzert war eine Hommage an den aus Russland stammenden Musiker Mstislaw Rostropowitsch, einen der bedeutendsten Cellisten der Gegenwart. Er war am Tag des Mauerfalls spontan von Paris nach Berlin geflogen, um am Checkpoint Charlie ein Konzert zu geben. Zum Abschluss der Pariser Mauerfeier sang ein Chor die 9. Symphonie von Beethoven, während ein Goldregen und die europäischen Flaggen auf die Fassaden projiziert wurden.

Trabi-Tour in Den Haag

Ausstellungen und Installationen erinnerten in vielen Städten an die Öffnung der Mauer am 9. November 1989. Nachrichtensender wie BBC und CNN übertrugen live die Feierlichkeiten in der deutschen Hauptstadt, an denen Staatsgäste aus aller Welt teilnahmen.

In London schmolz eine Mauer aus Eis. Vor der deutschen Botschaft am Belgrave Square hatte ein deutsch-britisches Künstlerehepaar eine 3,5 Meter hohe Mauer aus Eisblöcken errichtet, die in den herbstlichen Temperaturen langsam dahinschmolz. Damit wollten die Künstler zeigen, dass Grenzen überwunden werden können - in der Realität und in den Köpfen.

Auf der Spanischen Treppe in Rom wurde zu dem Song "Another Brick In The Wall" von Pink Floyd eine multimediale Installation errichtet. Der Fall der Mauer markiere das "Jahr Null" der gegenwärtigen Epoche, sagte Bürgermeister Gianni Alemanno. In Wien würdigte Bundeskanzler Werner Faymann den Fall der Mauer als ein Symbol für die Einheit Europas. "Heute vor 20 Jahren wurde den Menschen nicht nur ihre Freiheit, sondern auch ihre Hoffnung wiedergegeben", sagte der Regierungschef.

Mit einer Trabi-Tour rings um die deutsche Botschaft in Den Haag feierten viele Holländer den Jahrestag des Mauerfalls. Dafür stellte der Trabant-Fanclub der Niederlande etliche bestens gepflegte Exemplare des "DDR- Volkswagens" zur Verfügung - vom orangenen Sport- Trabi mit der Aufschrift "Rennpappe" bis zum original weiß-grünem DDR-Polizeiauto.

dpa