Iran lässt Frist für Kompromiss verstreichen

Iran lässt Frist für Kompromiss verstreichen
Im Atomstreit mit dem Iran fordert die Staatengemeinschaft eine baldige Antwort Teherans auf einen internationalen Kompromissvorschlag. Die US-Regierung mahnte eine rasche Stellungnahme des Irans an, nachdem dieser am Freitag eine Frist hatte verstreichen lassen.

Die Führung in Teheran hatte wissen lassen, dass sie erst in der nächsten Woche auf einen Kompromissvorschlag zur Urananreicherung antworten wolle. In Wien brach am Samstag eine Gruppe von Experten der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA auf, um die erst vor kurzem entdeckte zweite Anlage zur Urananreicherung im Iran zu inspizieren.

Der Sprecher des US-Außenministeriums, Ian Kelly, betonte, dass es keine weiteren Verzögerungen mit der Antwort Teherans geben dürfe. "Die Staatengemeinschaft wartet seit langem darauf, dass der Iran auf einige unserer Sorgen mit Blick auf seine Absichten eingeht", sagte Kelly am Freitag in Washington.

Bei dem Kompromissvorschlag geht es um eine kontrollierte Anreicherung eines Großteils des iranischen Urans in Russland, das der Iran für einen Reaktor für medizinische Zwecke braucht. Die Weltgemeinschaft befürchtet, dass der Iran heimlich den Bau der Atombombe anstrebt. Eine Einigung zur begrenzten Urananreicherung im Ausland wäre daher ein wichtiger vertrauensbildender Schritt und könnte die seit Jahren verfahrenen Atomverhandlungen wieder in Gang bringen.

IAEA-Chef Baradei ist optimistisch

Der Iran habe am Freitag mitgeteilt, dass es den Vorschlag genau und in positivem Licht prüfe, aber mehr Zeit für eine Antwort brauche. Das teilte die Internationale Atomenergiebehörde IAEA in Wien am Freitagsabend mit. Russland, Frankreich und die USA hatten zuvor bereits ihre Zustimmung zu dem Abkommen gegeben.

IAEA-Chef Mohammed el Baradei bekräftigte am Freitag seine Hoffnung auf eine positive Antwort, die eine neue Ära der Kooperation einläuten würde. Der staatliche iranische Sender Press TV zitierte den iranischen IAEA-Botschafter Ali Asghar Soltanieh in Teheran mit den Worten, das Land müsse die verschiedenen Dimensionen der Vereinbarung bewerten. Wenn er nächste Woche wieder in Wien sei, werde er die Antwort seines Landes el Baradei übergeben, sagte Soltanieh.

Das iranische Staatsfernsehen berichtete allerdings schon zuvor von einem Platzen des Deals: Statt eigenes Uran zur kontrollierten Anreicherung ins Ausland zu schaffen, wolle die Islamische Republik einfach angereicherten Brennstoff neu kaufen. Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner reagierte auf die Nachrichten aus Teheran mit den Worten: "Die Signale, die wir heute Morgen aus Wien bekommen haben, waren nicht sehr positiv."

Internationale Inspektoren sind unterwegs

Das Abkommen sieht vor, dass der Iran 1200 Kilogramm an niedrig angereichertem Uran (3,5 Prozent) bis Jahresende nach Russland zur höheren Anreicherung auf 20 Prozent bringt. Der fertige - für Atombomben nicht hoch genug angereicherte - Brennstoff soll dann Ende 2010 wieder in Teheran sein.

Das Bekanntwerden einer zweiten im Bau befindlichen Anlage zur Urananreicherung im Ort Fordo bei Ghom schürten Ende September Zweifel an den Absichten Teherans. IAEA-Inspektoren brachen am Samstag aus Wien auf, um die Anlage zu untersuchen. Diplomaten vermuteten, dass noch keine technischen Geräte in dem unterirdischen Werk aufgebaut sind. In der kommenden Woche sollen in Genf weitere Gespräche zu dem Thema mit den fünf ständigen UN-Sicherheitsratsmitgliedern plus Deutschland stattfinden.

dpa