Volksvertreter feiern 60. Geburtstag des Bundestags

Volksvertreter feiern 60. Geburtstag des Bundestags
Auf den Tag genau 60 Jahre ist es her, dass die Demokratie in Nachkriegsdeutschland durchstartete: Am 7. September 1949 trat der Deutsche Bundestag zum ersten Mal zusammen - damals ein Zehn-Parteien-Parlament. In einer Gedenkstunde erinnerten die heutigen Parlamentarier an das Ereignis - und warben für das Engagement des Wahlvolks.

Mit einem Festakt in Bonn haben der Bundestag und die Spitzenvertreter der Verfassungsorgane an das Zusammentreten des ersten Bundestags vor 60 Jahren erinnert. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) rief am Montag die Bürger auf, politischen Streit und "zähe Entscheidungsprozesse" auszuhalten. Demokratie sei kein Verfahren zur Vermeidung von Streit, sondern "zur Herbeiführung mehrheitlich getragener Lösungen". Da Demokratie Engagement erfordere, appellierte Lammert an die Bürger, am 27. September an der Bundestagswahl teilzunehmen.

Nach Gründung der Bundesrepublik war der erste Deutsche Bundestag am 7. September 1949 in Bonn zu seiner konstituierenden Sitzung zusammengekommen. Bei der ersten Bundestagswahl am 14. August 1949 schafften 410 Abgeordnete den Sprung ins Parlament, davon acht aus West-Berlin.

Zeit des Friedens und der Freiheit

Bei der Feierstunde im ehemaligen Plenarsaal des Bundestages, an der auch zahlreiche ehemalige
Abgeordnete teilnahmen, würdigte Lammert die Rolle des Bundestags. Das Grundgesetz habe den Bundestag zu einem starken Parlament gemacht, zur zentralen Institution in der Gesetzgebung. Mit dem neu begründeten System einer parlamentarischen Demokratie habe für den Westen Deutschlands eine beispiellose Zeit des Friedens, der Freiheit und des Wohlstands begonnen.

Lammert berichtete, dass der Bundestag bis zum Umzug 1999 nach Berlin 8.547 Gesetzentwürfe vorgelegt und 5.505 Gesetze beschlossen hat. Bonn sei nicht Weimar gewesen, Berlin sei in mancher Hinsicht  Bonn geblieben, sagte der Parlamentspräsident. "Das eine ist so beruhigend wie das andere."

Zehn Parteien, acht Fraktionen

1949 gelangten zehn parteipolitische Gruppierungen in den Bundestag. Stärkste Fraktion wurde die Union mit 142 Mandaten, gefolgt von der SPD mit 136 Mandaten und der FDP mit 53 Mandaten. Es wurden acht Fraktionen gebildet. Nur 28 Frauen gehörten dem ersten Bundestag an. Wahlberechtigt waren alle Bundesbürger ab 21 Jahren.

Die konstituierende Sitzung am 7. September 1949 in der ehemaligen Turnhalle der Pädagogischen Akademie in Bonn, die als Plenarsaal diente, eröffnete der 73-jährige Paul Löbe (SPD), ältester Abgeordneter und damit Alterspräsident. Der SPD-Poltiiker war von 1920 bis 1932 Präsident des Reichstages.

Am 15. September 1949 wählte der Bundestag Konrad Adenauer zum Bundeskanzler. Adenauer bildet mit der FDP und der Deutschen Partei (DP) eine Koalition.

epd