Bischof Hein: Zahlungsmoral im Weltkirchenrat lässt zu wünschen übrig

Bischof Hein: Zahlungsmoral im Weltkirchenrat lässt zu wünschen übrig
Der Kasseler Bischof Martin Hein hat vor einer Verzögerung bei dem Immobilienprojekt des finanziell angeschlagenen Weltkirchenrates gewarnt. Jede Verschiebung des Bauprojekts in Genf führe zu zusätzlichen finanziellen Belastungen, warnte Hein in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Zahlungsmoral vieler reicher Mitgliedskirchen sei zu gering.
08.07.2014
epd
Jan Dirk Herbermann

Hein verwies darauf, dass Erteilungen von Baugenehmigungen in Genf lange dauern könnten. Beispielsweise verzögerte sich in Genf ein Bauprojekt des Globalen Gesundheitsfonds um mehr als ein Jahr, nachdem Anwohner protestiert hatten. Der Baubeginn auf dem Areal des Weltkirchenrates ist für 2016 vorgesehen. Die ersten Gebäude sollen 2017 fertiggestellt sein. Hein nahm an einer Sitzung des ÖRK-Zentralausschusses teil, die am Dienstag zu Ende ging.

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Hein warnte ebenso vor einer Übervorteilung des Weltkirchenrates durch Investoren. "Um es ganz klar zu sagen, der ÖRK muss aufpassen, dass er nicht über den Tisch gezogen wird", erklärte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Er würde es begrüßen, wenn kirchliche Investoren das Projekt absicherten. Der Weltkircherat sei auf die erhofften Einnahmen aus dem Projekt dringend angewiesen, um einen Millionen-Kredit zu tilgen. Verzögerungen führten zu weiteren Zinszahlungen.

Hintergrund des Projekts "Grünes Dorf", wie die Umgestaltung des Geländes in Genf genannt wird, ist die finanzielle Schieflage des ÖRK-Pensionsfonds. Der Kirchenbund nahm einen Kredit in Höhe von knapp 20 Millionen Euro auf, um die Pensionen für frühere Mitarbeiter zu sichern. Im Gegenzug soll das Areal ökologisch entwickelt und neu bebaut werden. Ein Hotel, Wohnungen, Bürogebäude und ein Park sind geplant. Mit den Einnahmen aus Mieten, Pacht und Gebäudeverkäufen will der ÖRK den Kredit zurückzahlen. Partner des ÖRK ist die Schweizer Baufirma Implenia.

Nassau Nord zahlte fast doppelt so viel wie Russisch-Orthodoxe

Bischof Hein machte weiter geltend, dass die Zahlungsmoral vieler reicher Mitgliedskirchen des ÖRK zu wünschen übriglasse. Würden alle Mitglieder ihre Beiträge pünktlich und vollständig überweisen, hätte der ÖRK nicht so einen hohen Kredit aufnehmen müssen. Von den 345 Kirchen, die Ende 2013 als Mitglieder registriert waren, zahlten im vergangenen Jahr nur 196 ihre Beiträge. Im Jahr zuvor waren es noch 252 zahlende Kirchen.

Die russisch-orthodoxe Kirche, die größte und eine der reichsten ÖRK-Kirchen, überwies 2013 einen Gesamtbetrag von 9.400 Schweizer Franken in die ÖRK-Kasse. Zum Vergleich: Der Evangelische Regionalverband Nassau Nord zahlte 2013 dem ÖRK für die Programmarbeit 17.500 Schweizer Franken. Der Weltkirchenrat, dem die katholische Kirche nicht angehört, nahm 2013 insgesamt mehr als 31 Millionen Schweizer Franken ein, dem standen Gesamtausgaben von mehr als 34 Millionen Schweizer Franken gegenüber.