Kunststreit: Landeskirche will Werke von Erich Klahn behalten

Kunststreit: Landeskirche will Werke von Erich Klahn behalten
Trotz der nationalsozialistischen Vergangenheit des Künstlers will sich die hannoversche Landeskirche nicht von seinen Bilder trennen. Es würde sich dabei nicht um "faschismusaffine" Kunst handeln.

Trotz der jüngst erhobenen Vorwürfe gegen den norddeutschen Künstler Erich Klahn (1901-1978) will die hannoversche Landeskirche an dessen Kunstwerken festhalten. "Die Nähe des Künstlers zu völkischem Gedankengut ist sicher scharf zu verurteilen", sagte der evangelische Landesbischof Ralf Meister am Freitag in Hannover. "Ob dadurch allerdings die künstlerische Qualität hinfällig geworden ist, wage ich zu bezweifeln." Klahn gestaltete Altäre und andere Kunstwerke für Kirchen in Norddeutschland.

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Die Klosterkammer Hannover, eine staatliche Behörde, hatte im Mai die Zusammenarbeit mit der Klahn-Stiftung abrupt beendet, die das Erbe des Künstlers pflegt. Sie begründete dies mit der nationalsozialistischen Vergangenheit von Erich Klahn. Dieser habe im völkischen Spektrum der 1920er und 1930er Jahre eine hervorgehobene Position gehabt. Die Klosterkammer beruft sich auf das Gutachten eines Kunsthistorikers. Die Klahn-Stiftung hat vor dem Landgericht Hannover gegen die Kündigung ihres Vertrags geklagt.

Laut Bischof Meister zeigen die Werke von Klahn ungeachtet des Gutachtens keinerlei "faschismusaffine" Kunst. "Weder in der Darstellung der Menschen noch in ihrer geistlichen Prägekraft", sagte der Bischof. Im Gegenteil: Klahn stelle Menschen auch als Leidende dar. Es gebe darum keinen Grund, seine Werke aus niedersächsischen Kirchen zu entfernen. Er habe mehrere Briefe erhalten, die sich Sorgen um den Umgang der evangelischen Kirche mit Kunstwerken von Erich Klahn machten, berichtete Meister.

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Klahn schuf unter anderem Altäre für die Stadtkirche in Celle und das Kloster Amelungsborn bei Holzminden sowie weitere Altäre, Fenster, Bilder und Kunstteppiche für Kirchen in Norddeutschland. Er arbeitete eng mit dem Kloster Wienhausen bei Celle zusammen, das die Tradition der Bildteppiche pflegt. Einer seiner Wandteppiche hängt im Landtag in Hannover, andere Kunstwerke finden sich in Museen.

Die Klosterkammer will weitere rund 450 Werke des Künstlers an die Stifter zurückgeben und das Klahn-Museum im Kloster Mariensee bei Hannover schließen. Die Klahn-Stiftung wies die Vorwürfe zurück. Aus Klahns Briefen sei keine einzige antisemitische Äußerung belegt. Der Antrag der Stiftung auf eine einstweilige Verfügung wird am kommenden Mittwoch verhandelt.