Familienexpertin: Sozialpolitische Maßnahmen erreichen Alleinerziehende nicht

Familienexpertin: Sozialpolitische Maßnahmen erreichen Alleinerziehende nicht
Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter fordert angesichts des hohen Armutsrisikos von Alleinerziehenden mehr Förderungen und steuerliche Entlastungen.
09.03.2014
epd
Holger Spierig

Bisherige familien- und sozialpolitische Maßnahmen erreichten alleinerzogene Kinder oftmals nicht, sagte Bundesgeschäftsführerin Miriam Hoheisel in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Eine Kindergelderhöhung geht an jenen Kindern komplett vorbei, die Unterhaltsvorschuss beziehen oder in Hartz IV leben."

Willkürliches Ende

Auch der Kinderzuschlag als Hartz IV-vermeidende Leistung komme ausgerechnet bei Alleinerziehenden nicht an, da der Unterhaltsvorschuss und Unterhalt angerechnet würden, kritisierte Hoheisel. Der Unterhaltsvorschuss selbst ende willkürlich mit dem zwölften Geburtstag des Kindes oder nach sechs Jahren. Zudem sei er systematisch zu niedrig angesetzt, da er unter dem Mindestunterhalt liegt.

###mehr-artikel###Nötig sind nach Ansicht der Familienexpertin mehr steuerliche Entlastungen und Förderungen für alleinerziehende Elternteile. "Als Familienernährerinnen brauchen Alleinerziehende eine Eindämmung des Niedriglohnsektors und eine flächendeckende, bedarfsgerechte Kinderbetreuung", sagte Hoheisel. Alleinerziehende und ihre Kinder hätten höchste Armutsrisiko aller Familienformen. Zudem seien sie als Frauen und Mütter am Arbeitsmarkt und im Steuerrecht benachteiligt. Auch in der Steuer würden Alleinerziehende im Vergleich zu Ehepaaren "zur Familie zweiter Klasse degradiert".

Reformen sind nach Auffassung Hoheisels im Steuerrecht, beim Unterhaltsvorschuss und beim Kinderzuschlag nötig. "Die steuerliche Entlastung für Alleinerziehende muss deutlich steigen, die zeitlichen Befristung beim Unterhaltsvorschuss muss fallen und die Höhe steigen." Insgesamt sei ein Systemwechsel notwendig: Kinder sollten direkt durch eine Kindergrundsicherung gefördert werden, statt indirekt über Steuervorteile einiger Eltern. "Alle Kinder müssen die gleichen Chancen haben, jenseits von Armut aufwachsen können - unabhängig davon, in welcher Familienform ihre Eltern leben oder welches Einkommen sie haben."

Alleinerziehende sind in Deutschland einer Studie zufolge besonders häufig von Arbeitslosigkeit betroffen. Zwei von fünf alleinerziehenden Müttern oder Vätern bezögen Hartz IV, berichtete die "Welt am Sonntag" auf Berufung einer Studie der Gütersloher Bertelsmann Stiftung.