Krise auf der Krim: Kirchen beten für Frieden

Der Moskauer Patriarch Kyrill
Foto: dpa/Maxim Shipenkov
Der Moskauer Patriarch Kyrill
Krise auf der Krim: Kirchen beten für Frieden
Angesichts des Konfliktes um die Halbinsel Krim haben Kirchenvertreter zum Frieden aufgerufen. Die Welt sucht nach einem diplomatischen Ausweg aus der Krise. Zunächst aber reagierten die westlichen Industrieländer mit einem diplomatischen Warnschuss auf das Säbelrasseln aus Moskau.
03.03.2014
epd/dpa/evangelisch.de

"Wir fordern Russland auf,  jede militärische oder sonstige Einmischung in die internen Angelegenheiten der Ukraine zu unterlassen", heißt es in einem Appell des ukrainischen Kirchenrates, der am Sonntag im Internet veröffentlicht wurde. Metropolit Onufri, Spitzenrepräsentant der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchates in Kiew, hat den Aufruf unterzeichnet. "Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, alles zu tun, um in der Ukraine den Frieden zu erhalten", heißt es in dem Appell weiter. Die ukrainischen Kirchen rufen zu intensivem Gebet für ihr Land auf und schließen mit "Möge der Herr uns alle bewahren". Der deutsche evangelische Pfarrer in Kiew, Ralf Haska, kündigte auf Facebook an, er wolle den Appell für die Deutsche Evangelisch-Lutherische Gemeinde St. Katharina unterzeichnen.

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Der Moskauer Patriarch Kyrill hatte ebenfalls versprochen, sich für eine friedliche Lösung des russisch-ukrainischen Konfliktes um die Krim einzusetzen. In einem Brief an den Kiewer Metropoliten Onufri versicherte das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, er tue alles in seiner Macht Stehende, um die politisch Mächtigen von einer militärischen Auseinandersetzung abzubringen. Kyrill mahnte, der Tod von Zivilisten "in der meinem Herzen teuren Ukraine" müsse vermieden werden. Nach einem Bericht der orthodoxen Internetseite "Prawoslawie i Mir" vom Sonntag betonte der Patriarch das Selbstbestimmungsrecht des Ukrainer: "Das ukrainische Volk muss selbst, ohne äußere Einwirkung über seine Zukunft entscheiden."

Zugleich unterstrich Kyrill, dass seine Kirche für keine Seite Partei ergreife. Pflicht der Kirche sei es vielmehr, die Bedrohten zu schützen und um Opfer der Gewalt zu trauern, heißt es in dem Brief an Onufri. Zuvor hatte Kirchensprecher Wsewolod Tschaplin, einer der engsten Mitstreiter Kyrills, allerdings auch erklärt, dass die russischen Völker das Recht auf Wiedervereinigung hätten. Darin sehen viele Beobachter eine Rechtfertigung der Pläne der neuen Krimführung, sich Russland anzuschließen.

Papst Franziskus rief angesichts der drohenden militärischen Eskalation zum Gebet für die Ukraine auf. Er sagte beim Angelusgebet in Rom, die widerstreitenden Lager in der Ukraine sollten gegenseitiges Unverständnis überwinden und die Zukunft der Nation gemeinsamen aufbauen. An die internationale Gemeinschaft appellierte er, sich für die territoriale Einheit der Ukraine einzusetzen.

Krisendiplomatie: Angela Merkel rief Wladimir Putin an

Nach den militärischen Drohungen aus Moskau hat die internationale Gemeinschaft ihrerseits ein diplomatisches Warnsignal an den Kreml geschickt. Die sieben führenden Industrienationen der Welt (G7) setzten in der Nacht zum Montag alle Vorbereitungstreffen für den G8-Gipfel mit Russland im Juni in Sotschi aus. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) warf Präsident Putin am Sonntagabend in einem Telefonat vor, mit der "unakzeptablen russischen Intervention auf der Krim gegen das Völkerrecht verstoßen zu haben". US-Präsident Barack Obama erörterte am Sonntagabend unter anderem mit Merkel und dem britischen Premier David Cameron weitere Schritte.

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Die sieben führenden Industriestaaten (G7 - USA, Kanada, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien und Japan), die zusammen mit Russland die G8 bilden, verurteilten das russische Vorgehen auf der Krim als "klare Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität der Ukraine" und Verstoß gegen internationale Verpflichtung.

Nach Darstellung der Bundesregierung akzeptierte Putin Merkels Vorschlag, eine sogenannte "Fact finding mission" zur Untersuchung der Lage in der Ukraine zu starten. Außerdem solle eine Kontaktgruppe gebildet werden, um einen politischen Dialog zu beginnen. Diese könnte unter Leitung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) stehen.

Auch die Nato regte die Entsendung internationaler Beobachter unter der Ägide des UN-Sicherheitsrates oder der OSZE an. Wichtig sei ein politischer Prozess in der Ukraine, bei dem auch die Rechte von Minderheiten respektiert würden, hieß es am Abend in einer Erklärung der Botschafter der 28 Nato-Staaten. Die Nato-Regierungen verurteilten das Vorgehen Russlands scharf, verzichteten aber auf jedwede Drohungen. Am Montag kommen in Brüssel die Außenminister der EU zu einer Sondersitzung zur Lage in der Ukraine zusammen.

Auf der Krim hat Russland die "totale operative Kontrolle"

Russland versicherte, es wolle keinen Krieg mit der Ukraine. "Wir sind dagegen, dass jemand diese Terminologie verwendet im Verhältnis mit der uns nahen Ukraine", sagte Vizeaußenminister Grigori Karassin im Staatsfernsehen. Russland werde alles tun, um die bilateralen Beziehungen zu festigen - "zumal davon die Stabilität in Europa" abhänge.

"Das sollten auch die westlichen Politiker verstehen, die uns mit den letzten Worten beschimpfen", sagte der Diplomat. Russland hatte zuletzt mit einem Militäreinsatz gegen die Ukraine gedroht, um so die Lage auf der Halbinsel Krim zu stabilisieren. Einen offiziellen Marschbefehl gab es aber noch nicht.

Das russische Militär hat inzwischen nach US-Erkenntnissen "totale operative Kontrolle" auf der Halbinsel Krim. Zu den präsenten Streitkräften auf dem Boden zählten 6.000 Fallschirmjäger und Marinesoldaten, sagte ein hoher US-Regierungsbeamter am Sonntag vor Journalisten. "Weitere Verstärkungen werden eingeflogen".