Spionageskandal in Kolumbien weitet sich aus

Spionageskandal in Kolumbien weitet sich aus
In Kolumbien weitet sich der Spionage-Skandal in Zusammenhang mit den Friedensgesprächen zwischen der Regierung und FARC-Guerilla weiter aus.

Wie der US-Fernsehsender Univision am Montag (Ortszeit) berichtete, sind von den Abhöraktionen des militärischen Geheimdienstes auch internationale Medien betroffen. "Univision hat Zugang zu zwei E-Mail-Konten mit über 2.600 E-Mails, die stammen unter anderem von Journalisten der Agenturen AP, Reuters, AFP, EFE, der Deutschen Presseagentur DPA sowie von den deutschen Tageszeitungen 'Süddeutsche Zeitung' und 'Junge Welt'," so hieß es.

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Die E-Mail-Konten gehörten zwei Sprechern der FARC-Guerilla, berichtete Univision und veröffentlichte eine Liste der Absender. In den Mails gehe es vor allem um allgemeine Informationen und Anfragen nach Interviews mit Vertretern der FARC. Keine enthalte Mitteilungen der Verhandlungsführer. Jedoch gebe es möglicherweise weitere Tausende von abgefangenen Mails von hochrangigen FARC-Mitgliedern, berichtete der Sender unter Berufung auf eine "militärische Quelle".

Die Spionageaktion war Anfang Februar von der kolumbianischen Zeitschrift "La Semana" aufgedeckt worden. Danach sollen die Geheimdienste auch Regierungsvertreter bei den Friedensverhandlungen mit der FARC-Guerilla bespitzelt haben. So seien Chefunterhändler Humberto de la Calle und der Hohe Friedenskommissar Sergio Jaramillo illegal belauscht worden. Ihre E-Mails und Handy-Nachrichten seien ausspioniert worden. Die Abhöraktion hatte dem Bericht zufolge noch vor der offiziellen Ankündigung der Friedensgespräche im Jahr 2012 begonnen. 

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Spionageaktion suspendierte die kolumbianische Regierung den Leiter des Militärgeheimdienstes, General Mauricio Zúñiga, sowie den Chef der Technischen Überwachungszentrale, General Jorge Zuluaga, vorübergehend von ihren Posten. Staatspräsident Juan Manuel Santos bezeichnete die Abhöraktion zunächst als "völlig inakzeptabel". Ein Tag später korrigierte der Staatschef jedoch seine Meinung. "Der Aufbau von Fassaden dieser Art ist für solche Aktionen völlig zulässig," so Santos. 

Regierung und FARC führen seit Mitte November 2012 erstmals seit zehn Jahren wieder Friedensgespräche. Ziel ist es, den seit fast 50 Jahren andauernden Bürgerkrieg zwischen Guerilla, Armee und rechtsextremen Paramilitärs zu beenden. Die FARC verfügt Schätzungen zufolge über etwa 10.000 Kämpfer.