SED-Opferverband will Entschädigungen für Zwangsarbeiter aushandeln

SED-Opferverband will Entschädigungen für Zwangsarbeiter aushandeln
Die Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) will im Sommer Verhandlungen über die Entschädigung von ehemaligen DDR-Zwangsarbeitern beginnen.
14.01.2014
epd
Dominik Speck

"Wir wollen einen Rentenfonds für die Betroffenen erreichen", sagte der UOKG-Bundesvorsitzende Rainer Wagner dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Bis dahin solle eine Studie der UOKG zur Zwangsarbeit in der DDR vorliegen, auf deren Grundlage die Verhandlungen geführt werden sollen.

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Finanziert wurde die Studie vom schwedischen Möbelkonzern Ikea. Der Konzern ließ sich Möbel aus der DDR liefern, die auch von Zwangsarbeitern produziert worden sind. "Ikea ist aber nur die Spitze des Eisbergs", betonte Wagner. Auch andere Westfirmen hätten von der DDR-Zwangsarbeit profitiert, etwa Versandhäuser wie Quelle und Neckermann. "Der größte Teil der Zwangsarbeit wurde aber für den Staat selbst und für DDR-Staatsbetriebe geleistet", sagte der evangelische Religionspädagoge.

Weil die meisten DDR-Betriebe nach der Wende über die bundeseigene Treuhandanstalt abgewickelt wurden, fordert die UOKG auch vom Bundesfinanzministerium Entschädigungen. "Schließlich kamen die Einnahmen dieser Firmen nach dem Aufkauf der Bundesregierung zugute", sagte Wagner. Er hoffe, dass die Verhandlungen in ein bis zwei Jahren abgeschlossen sein werden.

"Mit der Studie können wir endlich belastbares Material vorlegen", sagte Wagner. Bislang sei die UOKG mit Anfragen bei den betroffenen Firmen und dem Bundesfinanzministerium abgeblitzt. Nur Ikea sei bereit gewesen, Verantwortung zu übernehmen. "Durch die Finanzierung der Studie ist Ikea jedoch nicht aus seiner Verantwortung entlassen", sagte Wagner zu Spekulationen, Ikea wolle sich mit der Finanzierung der Studie aus den Entschädigungsverhandlungen "freikaufen".

"Die Arbeit in den DDR-Gefängnissen war zwar unterschiedlich hart, aber immer Zwangsarbeit", sagte der evangelische Religionspädagoge, der als Jugendlicher aus der DDR zu fliehen versuchte und deshalb in Haft saß. Politische Gefangene seien zum Beispiel im Tagebau oder in der Hüttenindustrie zum Einsatz gekommen, sagte Wagner. Er selbst sei zur Arbeit im Jugendgefängnis gezwungen worden und habe oft von vier Uhr morgens bis neun Uhr abends schuften müssen.