Evangelische Neujahrsbotschaften: Wohlstand gerechter verteilen

Evangelische Neujahrsbotschaften: Wohlstand gerechter verteilen
Die evangelische Kirche ruft zum Jahreswechsel zur gerechteren Verteilung des Wohlstands auf. Auch im Neuen Jahr stelle sich die Frage, "wie wir in unserem reichen Land mit Menschen umgehen, die Not leiden", erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, am Montag in Hannover: "Glück ist immer auch das Glück der Anderen!" Hier sei von Christen Einsatz, Fantasie und Tatkraft gefragt. Die Bibel ermahne dazu, die Mitmenschen im Blick zu behalten, besonders diejenigen, die Hilfe brauchen.

"Deshalb sollen wir auch im nächsten Jahr nicht nachlassen, auf die Wunden dieser Welt zu schauen", fügte Schneider in seiner Neujahrsbotschaft hinzu. Er erinnert zugleich an die ökumenische Jahreslosung für das neue Jahr. Über 2014 haben die deutschsprachigen Kirchen Europas ein Wort aus dem Alten Testament gestellt: "Gott nahe zu sein ist mein Glück", heißt es im Psalm 73, Vers 28.

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Auch das Streben nach irdischem Glück sei durchaus legitim, unterstrich Schneider. Die biblische Losung für 2014 entreiße das "irdische Glück dem Verdacht, grundsätzlich etwas Egoistisches und Banales zu sein, das mit christlichem Glauben und Gottvertrauen nichts zu tun haben dürfe".

Der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad erklärte in Speyer, über die Zufriedenheit der Menschen entscheide die Frage, ob alle am Reichtum teilhätten. In eher egalitären Gesellschaften seien auch wohlhabendere Menschen glücklicher als in solchen, die von großen Ungleichheiten geprägt seien, sagte Schad in seiner Neujahrsbotschaft. Wer die Weihnachtsbotschaft, dass Gott zu den Menschen gekommen ist, gehört habe, der wisse sich mitverantwortlich für den äußeren und inneren Frieden, für soziale Gerechtigkeit und gleiche Chancen für alle.

Rekowski rief dazu auf, "Anwalt der Schwachen" zu sein

Der rheinische Präses Manfred Rekowski rief die Christen dazu auf, "Anwalt der Schwachen" zu sein. Die Kirche sei immer "im besten Sinne des Wortes Lobbyist für vergessene, benachteiligte und abgeschriebene Menschen". In der Nachfolge Jesu trete sie für Recht, Frieden und Gerechtigkeit ein. "Die Bürgerkriegsunruhen im Südsudan sind im Moment besonders bedrückend." Die unsichere Lage in Ägypten gebe ebenfalls Anlass zur Sorge. Auch die Menschen im Kongo, in Syrien, in Marokko oder auf den Philippinen brauchten Unterstützung, erklärte der leitende Geistliche der mit 2,7 Millionen Mitgliedern zweitgrößten evangelischen Landeskirche in seiner Neujahrsbotschaft.

Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung (Darmstadt) warb zum Jahreswechsel dazu, den christlichen Glauben als persönliche Glücksquelle zu verstehen. Viele Menschen dächten beim Thema Glück zunächst an die eigene Familie, an gute Freunde oder den beruflichen Erfolg, erklärte Jung. Dieses Verständnis von Glück greife aber zu kurz, wenn es etwa zu schweren Lebenskrisen komme. Dagegen eröffne sich für Menschen, die vom Glauben erfüllt seien, ein vertieftes Verständnis von Glück, nämlich Glück in der Gemeinschaft mit anderen und mit Gott.