TV-Tipp des Tages: "Mord in bester Gesellschaft: In Teufels Küche" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Mord in bester Gesellschaft: In Teufels Küche" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Mord in bester Gesellschaft: In Teufels Küche", 12. Dezember, 20.15 Uhr im Ersten
Ein Afrikaner, der als Spülhilfe in der Küche des Sternekochs Loderer gearbeitet hat, stirbt. Der Mann ist als Drogenkurier eingesetzt worden; in seinem Magen ist ein mit Rauschgift gefülltes Kondom geplatzt.

Die Krimireihe "Mord in bester Gesellschaft" mit Fritz Wepper als Münchener Psychiater Wendelin Winter, der der Polizei bei Mordfällen gern unter die Arme greift, ist harmlos-heitere Unterhaltung. Einige Folgen waren amüsant und pfiffig, andere biederes Fernsehen von der Stange. Nun sollen Stefan Cantz und Jan Hinter für neuen Schwung sorgen.
Zehn Drehbücher hat der Schöpfer der Figur, Rolf-René Schneider, für die im Februar 2007 erstmals ausgestrahlte Krimifilmreihe geschrieben. Während der Autor für eher hausbackenes Fernsehen steht ("Klinik unter Palmen"), hat das erfahrene Duo Cantz und Hinter dank des "Tatort"-Teams aus Münster echte Meriten vorzuweisen. Ihre Handschrift ist auch beim elften Wendelin-Winter-Krimi unverkennbar, zumal zum zweiten Mal Hajo Gies Regie führt; der alte Fahrensmann hat eine Vielzahl von "Tatort"-Episoden inszeniert (darunter einige der besten Schimanski-Filme), ist aber auch ein versierter Komödienregisseur und hat schon öfter bewiesen, dass leichte Unterhaltung nicht seicht sein muss ("Alpenglühen"). Die Kombination Cantz/Hinter/Gies scheint zu passen, denn "In Teufels Küche" ist eine launige Krimikomödie, die nicht zuletzt dank der namhaften Besetzung Spaß macht.

Mord in besseren Kreisen

Wie stets findet die Tat, in deren Aufklärung Winter mehr oder weniger zufällig involviert wird, in den besseren Kreisen statt. Diesmal lässt sie allerdings eine Weile auf sich warten, was sich als cleverer Schachzug erweist. Zunächst stirbt ein bedauernswerter Afrikaner, der als Spülhilfe in der Küche des Sternekochs Loderer (Hans Sigl) gearbeitet hat. Der Mann ist als Drogenkurier eingesetzt worden; in seinem Magen ist ein mit Rauschgift gefülltes Kondom geplatzt. Da Loderer wegen eines Rauschgiftvergehens zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden ist, wirft der zuständige Ermittler, Donald Becker (Wayne Carpendale), mehr als nur einen Blick in die Küche des Kochs. Kurz drauf aber ist auch Loderer tot, und weil Winter und seine Tochter Alexandra (Sophie Wepper) Zeuge eines Streits zwischen dem Star-Koch und einem italienischen Konkurrenten waren, widmet sich der fesche Kommissar sehr zur Freude von Alexandra auch ihnen. Außerdem fühlen sich Vater und Tochter dem so gut wie geschiedenen Ehepaar Loderer verbunden: Alexandra sollte die Biografie des Kochs schreiben, Wendelin ist auf der Stelle vom Charme der Gattin (Aglaia Szyszkowitz) angetan.

Schon allein der Dialoge wegen hat sich der Autorenwechsel gelohnt; die Wortgefechte zwischen Christiane Loderer und der neuen Freundin (Theresa Underberg) ihres Mannes sind von erfrischender Bosheit. Die deutlich jüngere Frau verkörpert bei den TV-Auftritten des Kochs das dumme Blondchen, ist aber alles andere als blöd und gerät prompt in Verdacht, als sich rausstellt, dass das Ehepaar Loderer wieder zusammengefunden hat. Bestens besetzt ist auch Hans Sigl, der den Koch mit einer Menge Schnöseligkeit und Arroganz, aber auch einer gewissen Sympathie versieht; zum Glück für den Film stirbt Loderer erst zur Hälfte. Einige Nebenfiguren wie der italienische Koch oder ein skrupelloser Paparazzo (Michael A. Grimm) fallen dagegen etwas klischeehaft aus, aber ansonsten ist der Film ist ähnlich wie beim "Tatort" aus Münster eine ausgewogene Mischung aus raffiniertem Krimi und komödiantischen Elementen. Dazu gehört auch eine Slapstick-Einlage gleich zu Beginn, als Winter versucht, parallel zu Loderers Kochsendung mit Maronen gefüllte Rouladen zuzubereiten, und seine Küche dabei in ein Schlachtfeld verwandelt.

Die meisten Darsteller agieren zwar ähnlich unsubtil, aber das gehört ebenso zu den Charakteristika der Filmreihe wie die Häufung von Zufällen, die Winter schließlich helfen, den Fall zu lösen. Völlig daneben ist allerdings ein Dialog, bei dem der Psychiater die Frage seiner Tochter, ob es einen Fachbegriff für die Angst vor Durcheinander gibt, korrekt mit "Ataxophobie" beantwortet – und dann noch ein "Platzangst" hinterschiebt. Der Lapsus ist derart grotesk, dass er eigentlich nicht von Cantz und Hinter stammen kann.