Blumenthal: Einwanderung zu akzeptieren ist für Deutsche nicht einfach

Foto: epd-bild/Jüdisches Museum Be/Sönke Tollkühn
Blumenthal: Einwanderung zu akzeptieren ist für Deutsche nicht einfach
Im Umgang der Deutschen mit den Muslimen sieht der Direktor des Berliner Jüdischen Museums, Michael Blumenthal, Parallelen zur Diskriminierung der Juden nach 1933. "Wenn ich die Debatten um Muslime in Deutschland heute verfolge, fühle ich mich erinnert an Erfahrungen, die ich als Jude in Deutschland gemacht habe", sagte der aus Oranienburg bei Berlin stammende frühere US-Finanzminister am Mittwoch.

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Mit seiner extrem niedrigen Geburtenrate und der Überalterung der Bevölkerung sei Deutschland auf Einwanderung angewiesen, um die Sozialsysteme erhalten zu können, betonte der 87-Jährige. Was in den USA schon immer Alltag sei - "jeder hat irgendeinen Migrationshintergrund" - werde auch in Deutschland und Europa Realität. "Einwanderung wird und muss weitergehen", sagte Blumenthal. Deswegen müsse darüber gesprochen werden.

"Für die deutsche Bevölkerung ist es nicht einfach, das zu akzeptieren und damit zurechtzukommen", betonte Blumenthal. Die große Herausforderung sei deshalb herauszufinden, wie man "friedlich, konstruktiv und produktiv gemeinsam in dieser gemischten Welt zusammenleben kann".

Michael Blumenthal wurde am 3. Januar 1926 in Oranienburg in Brandenburg geboren und floh 1939 mit seiner Familie vor den Nazis nach Schanghai. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs ging er in die USA und wurde 1977 Finanzminister unter Präsident Jimmy Carter. Seit 1997 ist der Ökonom ehrenamtlicher Direktor des Jüdischen Museums in Berlin.