Käßmann und Breit-Keßler: Deutsche Marine soll Flüchtlinge retten

Käßmann und Breit-Keßler: Deutsche Marine soll Flüchtlinge retten
Mit der Forderung, die deutsche Marine solle vor Italien Flüchtlinge retten, haben Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler und Reformationsbotschafterin Margot Käßmann das Themenjahr "Reformation und Politik" eröffnet.

Die evangelische Reformationsbotschafterin Margot Käßmann hat die Bundesregierung aufgefordert, bei Flüchtlingsdramen wie auf Lampedusa künftig aktiv zu helfen. "Wir sollten verlangen, dass deutsche Schiffe zur Seenothilfe in den Süden geschickt werden - die Marine ist bestens geeignet für so einen humanitären Einsatz", forderten Käßmann und die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler in einer gemeinsamen Predigt in Augsburg. Beide eröffneten am Reformationstag (Donnerstag) das neue bundesweite Themenjahr zur Lutherdekade. Es steht unter dem Motto "Reformation und Politik".

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Mit Blick auf die Flüchtlingspolitik plädierten die evangelischen Theologinnen laut Redetext dafür, die Flüchtlinge "nicht bequem auf andere Länder" zu verweisen: "Wir sollten sie selber gerne in unserem Land aufnehmen - und zugleich vehement für bessere Lebensbedingungen in ihrem Land einstehen." Fischer und zivile Kapitäne, die Menschen aus den Fluten retteten, sollten "für ihre Hilfe nicht bürokratische Probleme, sondern Orden kriegen". Nach dem italienischem Gesetz machen sich zivile Kapitäne, die Schiffbrüchige retten, der Beihilfe zur illegalen Einwanderung strafbar.

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, forderte die Kirchen dazu auf, in einen offenen Dialog mit anderen Religionsgemeinschaften zu treten. Auf diese Weise sollten sie "einen religiösen Grundkonsens finden, der zum kulturellen und gesellschaftlichen Frieden in unserem Staat beiträgt", sagte Papier laut Redetext bei der Eröffnung des Themenjahres "Reformation und Politik". Angesichts der kulturellen Vielfalt der Gesellschaft könne ein "Beharren auf Glaubensinhalten weder die Kirchen noch ihre Mitglieder weiterführen", sagte der Jurist.

Eine "Kirche der Armut" verlöre ihren Sozialauftrag

Forderungen nach einer "Kirche der Armut" erteilte der Verfassungsrechtler eine Absage. Im "Kampf gegen Prunk und Verschwendung" seien das verständliche Mahnungen und Hinweise auf Prioriäten. Die Kirchen hätten aber einen Sozialauftrag zu erfüllen. Dieser setze auch finanzielle Handlungsfähigkeit voraus. Papier bezog sich damit auf die Diskussion um die Kirchenfinanzen. Der Jurist, der dem Bundesverfassungsgericht acht Jahre lang vorstand, gab zu bedenken, dass "eine mittellose Kirche im Hinblick auf den eigenen Sozialauftrag wenig ausrichten" könne. 

Während der Lutherdekade gibt es von 2008 bis zum Reformationsjubiläum 2017 jedes Jahr einen neuen Schwerpunkt zum Reformator Martin Luther. Im neuen Themenjahr, das am Donnerstag begann, soll es in ganz Deutschland Ausstellungen, Kongresse und Aufführungen zum Thema "Reformation und Politik" geben.