Graumann vertraut in Beschneidungsfrage auf Deutschland

Graumann vertraut in Beschneidungsfrage auf Deutschland
Der Präsident des Zentralrat der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, hat eine Resolution gegen die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen kritisiert.
26.10.2013
epd
Corinna Buschow

"Die Resolution der Parlamentarischen Versammlung des Europarats basiert auf erschreckender Unkenntnis und Unverständnis", sagte Graumann dem Evangelischen Pressedienst (epd). Gleichzeitig mahnte er zu Gelassenheit und warnte davor, die Resolution zu überschätzen.

###mehr-artikel###

Die Parlamentarische Versammlung des Europarats hatte Ende September eine Resolution mit der Forderung nach einer stärkeren Beachtung von Kinderrechten beschlossen. Darin äußern sich die Parlamentarier besorgt über Vorhautentfernungen aus religiösen Gründen. Protest gegen die Resolution kam unter anderem aus Israel und dem American Jewish Committee.

Graumann sagte, die Politiker in Deutschland hätten im vergangenen Jahr in der Beschneidungsdebatte sehr schnell und sehr klug gehandelt. "Ich bin mir daher sehr sicher, dass diese Resolution nichts an der deutschen Haltung zur Beschneidungsfrage ändern wird."

"Jüdische Gemeinschaft kann mit dem Gesetz leben"

Vor einem Jahr wurde in Deutschland um religiös motivierte Jungenbeschneidung, wie sie bei Juden und Muslimen die Tradition vorsieht, gerungen. Auslöser war ein Urteil, das die Beschneidung aus anderen als medizinischen Gründen als Körperverletzung verurteilte. Der Bundestag verabschiedete schließlich im Dezember 2012 ein Gesetz, das die Beschneidung erlaubt.

"Die jüdische Gemeinschaft kann mit diesem Gesetz gut leben", resümmierte Graumann. Er verwies auf die Unterstützung des Zentralrats bei der Fortbildung und Zertifizierung der Mohalim, den von der Religionsgemeinschaft bestellten Beschneidern, die selbst keine Ärzte sein müssen. Auch ihr Einsatz ist nach dem Gesetz bis zu einem bestimmten Alter des Kindes weiter erlaubt.

Graumann erinnerte an die Bedeutung der damaligen Debatte für die jüdische Gemeinschaft. "Die Verletzungen in der jüdischen Gemeinschaft waren groß, ebenso die emotionale Verunsicherung", sagte er. Die schnelle und verantwortungsbewusste Reaktion der Politik habe erheblich dazu beigetragen, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. "Wir werden uns auf unseren Weg, ein positives jüdisches Leben in Deutschland weiter aufzubauen und zu gestalten, ganz bestimmt nicht beirren lassen", unterstrich der Zentralrats-Präsident.