Bremer Diakoniestiftung beendet Lohndumping

Bremer Diakoniestiftung beendet Lohndumping
Die finanziell angeschlagene Bremer Diakoniestiftung "Friedehorst" will ihren Betrieb zusammen mit den Beschäftigten aus der Krise führen und hat deshalb Hunderte Lohndumping-Verträge beendet.

Alle 1.450 Beschäftigte würden nun rückwirkend zum 1. März nach den Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR) des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bezahlt, sagte am Dienstag Mitarbeitervertreter Helmut Schümann. Der theologische Friedehorst-Vorstand Michael Schmidt sagte, Friedehorst habe sich damit für einen solidarischen Weg entschieden.

###mehr-artikel###Friedehorst versorgt 2.500 Menschen in Pflege, Betreuung, Rehabilitation und beruflicher Neuorientierung. Bei einer Bilanzsumme im Konzern von etwa 70 Millionen Euro ist laut Schmidt vergangenes Jahr ein Millionenbetrag unter anderem aufgrund defizitärer Bauprojekte aufgelaufen. Genauere Angaben konnte er noch nicht machen. Der Rechnungsabschluss stehe noch aus.

Mehr als 300 Beschäftigte vor allem in der Altenpflege des Unternehmens haben über Jahre hinweg 20 bis 30 Prozent weniger Bezüge als die Mehrzahl der Kollegen bekommen. Die Verträge führten zu zahlreichen Arbeitsgerichtsverfahren. Nun bekommen die Beschäftigten wieder mehr Lohn, eine betriebliche Altersvorsorge sowie Urlaubsgeld und höhere Zuschläge etwa für Nacht- und Schichtarbeit.

Auf eine Million Euro verzichtet

Das Ende dieser sogenannten "Analogverträge" ist Teil einer Dienstvereinbarung, zu der allerdings auch ein Lohnverzicht von zehn Prozent für alle Beschäftigten gehört - gemessen am normalen AVR-Tarif. Den hat die Unternehmensspitze mit den Mitarbeitern ausgehandelt und dabei die außertariflich vergüteten Vorstände eingeschlossen. Schmidt bezifferte den Verzicht, der befristet bis 2015 gelten soll, auf ein Volumen von jährlich einer Million Euro.

Die Atmosphäre zwischen Leitung und Mitarbeitern habe sich grundlegend zum Positiven gewandelt, ergänzte Schümann. So seien Mitarbeitervertreter mit beratender Stimme mittlerweile im Kuratorium vertreten. In nächster Zeit soll überdies eine Mitarbeitervertretung für das Unternehmen gewählt werden. Zur Vorbereitung liefen bereits Betriebsversammlungen. 2007 wurde die Gesamtvertretung zerschlagen, um ihre Stellung im Unternehmen zu schwächen. Seither gibt es für unterschiedliche Konzernteile sieben Vertretungen und einen Betriebsrat.