Filmkritik der Woche: "Runner Runner"

Foto: epd/20th century Fox
Filmkritik der Woche: "Runner Runner"
Justin Timberlake geht als genialer College-Student im malerischen Urlaubsparadies eine gefährliche Allianz mit Online-Pokerkönig Ben Affleck ein.

Mit Filmen wie "The Take" und "Der Mandant" hat sich Brad Furman seit 2007 als Sympathisant ebenso wendiger wie windiger Helden profiliert, für die coolen Kids des modernen Lebensgefühls, jungenhafte Männer, die auf einer Welle kleiner und großer Betrügereien surfen. So wie Matthew McConaughey als Anwalt in "Der Mandant" aus seinem fahrbaren Lincoln-Büro heraus mit den Gesetzen jonglierte, tut es jetzt Justin Timberlake mit den Spielkarten in Internetwettbüros.

Und so wie für die anderen Jungs im Furman-Universum geht es auch für ihn lange Zeit nur ums einfache, glamouröse Leben, darum, das System zu schlagen, bis auch er an einen Punkt kommt, an dem es um mehr geht, ums Prinzip, um die Ehre, um eine Zukunft, in der er Farbe bekennen und erwachsen werden muss.

Richie Furst ist ein vielversprechender Princeton-Student, der sein letztes Geld auf einer Internetpokerseite verspielt. Als er begreift, dass er betrogen wurde, und herausfindet, dass die Seite vom rechtsfreien Raum einer südamerikanischen Insel aus betrieben wird, beschließt er in seiner existenziellen Not - ohne Studiengebühren fliegt er von der Uni - den Drahtzieher zur Rede zu stellen, den Amerikaner Ivan Block, den Ben Affleck als aalglatten und gewieften Geschäftsmann spielt.

Nachdem Richie mit seinem Erfindungsreichtum seine Aufmerksamkeit erregt hat, öffnet Ivan ihm die Türen zur großen weiten Welt, mit schnellem Geld, rasanten Autos und schönen Frauen: Warum sollte er in die Mühlen amerikanischer Colleges zurückkehren, wenn er auf Puerto Rico das süße Leben genießen kann?

Timberlake zwischen Spiel und Ernst

Seit "Alpha Dog" hat sich Justin Timberlake zielstrebig neben seiner erfolgreichen Musikkarriere auch eine Schauspielkarriere aufgebaut. Anfangs trieb er oft mit kleinen und größeren Rollen ein Spiel mit seiner Popkarriere - etwa in Filmen wie "The Social Network", in dem er den Napster-Gründer Sean Parker spielte, oder in der modernen Komödie "Friends with Benefits". Spätestens seit dem Zukunftsthriller "In Time" macht er Ernst mit härteren Rollen, in denen er jenseits seines Potenzials als smarter Schwiegersohn echte Abgründe auslotet.

Am Anfang von "Runner Runner" gibt er den sanften Vermittler in der glitzernden Welt des Glücksspiels, wird im Verlauf des Thrillers aber zunehmend in die düsteren Abgründe des organisierten Verbrechens gezogen. Erst setzt ihn das FBI unter Druck, dann muss er feststellen, dass er seinem vermeintlichen Gönner beinahe in die Falle gelaufen wäre und dass Südamerika für einen kleinen amerikanischen Elitestudenten dann doch ein sehr hartes Pflaster sein kann.

Aus dem glamourösen Spielerfilm wird ein düsterer Thriller, und Timberlake balanciert überzeugend auf einem schmalen Grat zwischen flirrendem Spiel und existenziellem Ernst, während Gemma Arterton ein bisschen Bond-Girl-Flair verbreitet. Die amerikanische Poker Players Alliance, der durch betrügerische Offshore-Unternehmen beträchtliche Gewinne entgehen, nutzt den Film derzeit für eine Kampagne für mehr gesetzliche Regularien des Spielmarktes.