Zentrum für Opfer von Genitalverstümmelung in Berlin eröffnet

Foto: dpa/Stephanie Pilick
Waris Dirie, somalische Bestsellerautorin ("Wüstenblume") und Aktivistin gegen Genitalverstümmelung mit dem Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker, Sir Simon Rattle, bei der Eröffnung des "Desert-Flower-Centers".
Zentrum für Opfer von Genitalverstümmelung in Berlin eröffnet
Frauen, die Opfer von Genitalverstümmelung wurden, können auf Hilfe in Berlin hoffen. Am Mittwoch ist das nach eigenen Angaben weltweit erste Zentrum für beschnittene Frauen am Klinikum "Waldfriede" im Stadtteil Zehlendorf eröffnet worden.

"Die Politik kämpft gegen die entsetzliche Praxis der Genitalverstümmelung mit den Waffen Aufklärung, strengen Gesetzen und konsequenter Strafverfolgung", sagte der Berliner Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) dem epd. Dies sei wichtig, reiche jedoch nicht aus, um denen zu helfen, die diese Martyrium bereits erlitten haben.  In dem neuen Zentrum wird den Frauen eine ganzheitliche Betreuung angeboten. Für die Behandlung stehen Beckenbodenchirurgen sowie Seelsorger, Psychologen und Sozialarbeiter bereit. "Das Desert Flower Center hilft nicht nur Schmerzen zu lindern", sagte Senator Heilmann. Es gebe den Mädchen und Frauen auch ihre Würde zurück.

###mehr-artikel### Schirmherrin des Zentrums ist die aus Somalia stammende Menschenrechtsaktivistin Waris Dirie. "Mit dem Zentrum ist ein Traum wahr geworden", sagte das Ex-Model bei der Eröffnung des Zentrums. "Damit können wir viele Afrikanerinnen glücklich machen." Die UN-Sonderbotschafterin war auch durch das Buch "Wüstenblume" international bekannt geworden.

Bernd Quoß, Geschäftsführer des Klinikums, bezeichnete Dirie und ihre Unterstützer als "Helden". Es mache ihn sehr glücklich durch das Zentrum einen menschlichen wie christlichen Dienst leisten zu können, sagte Quoß. Die Behandlung der Frauen kostet bis zu 10.000 Euro. Sie wird hauptsächlich aus Spenden finanziert. Quoß zufolge gibt es bereits zahlreiche Anfragen aus dem In- und Ausland. Eine Frau aus Dschibuti und eine Patientin aus Äthiopien sollen bereits in dieser Woche operiert werden.

Frauen, die genitalverstümmelt wurden, haben meist Schmerzen bei jedem Toilettengang. Die Geburt eines Kindes kann nicht nur qualvoll sein, sondern auch im schlimmsten Fall zum Tode führen.

Schätzungen der Hilfsorganisation "Terre des Femmes" zufolge gibt es in Deutschland weit mehr als 24.000 betroffene Frauen. Den Angaben nach sind mehr als 5.000 Mädchen akut in Gefahr, beschnitten zu werden. Um sie vor einer drohenden Genitalverstümmelung zu schützen, hat die Organisation gesetzlich verbindliche Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und eine Lockerung der Schweigepflicht für Kinderärzte gefordert.