Staatsanwaltschaft ermittelt gegen "Zwölf Stämme"

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen "Zwölf Stämme"
Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat Ermittlung gegen die in Bayern ansässige Glaubensgemeinschaft "Zwölf Stämme" eingeleitet.

Der Sekte werden Misshandlung von Schutzbefohlenen, gefährliche Körperverletzung sowie Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht vorgeworfen, berichtet das Nachrichtenmagazin "Focus". Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz sagte, die Kinder seien "offenbar mit Schlägen und Gehirnwäsche manipuliert" worden.

Den Mitgliedern der "Zwölf Stämme" war am Donnerstag vorläufig das Sorgerecht für ihre Kinder entzogen worden, weil es Hinweise auf "erhebliche und dauerhafte Kindesmisshandlung durch die Mitglieder der Sekte" gab. Das Jugendamt nahm insgesamt 40 Kinder und Jugendliche in Obhut. Anlass war laut "Focus" unter anderem ein Filmdokument eines RTL-Reporters, der mit versteckter Kamera fünf Frauen gefilmt hatte, die in den Räumen der "Zwölf Stämme" kleine Kinder mit Weidenstöcken schlugen.

In der Glaubensgemeinschaft "Zwölf Stämme" im nordschwäbischen Klosterzimmern leben seit dem Jahr 2000 rund 100 Mitglieder der Sekte nach eigener Auffassung bibeltreu und nach urchristlichen Regeln. Die Gruppe zeichnet sich vor allem durch ihre soziale Abgeschlossenheit aus. Die Mitglieder enthalten ihren Kindern aus Glaubensgründen auch Bildung an einer staatlichen Schule vor. Die Sekte ist nach den Zwölf Stämmen Israels benannt, die nach der hebräischen Bibel das erwählte Volk Israel bilden. Gegründet wurde die Sekte in den 70er Jahren von einer kleinen Gruppe in den USA. Weltweit gibt es schätzungsweise 2.000 Mitglieder.