Theologieprofessor verteidigt EKD-Familienpapier gegen Kritiker

Theologieprofessor verteidigt EKD-Familienpapier gegen Kritiker
Der Theologieprofessor Jürgen Ebach hat das umstrittene Familienpapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegen Kritik verteidigt.

Es sei das Verdienst der Orientierungshilfe, dass sie von einem offenen Familienbegriff ausgehe und nicht mehr vom Modell der bürgerlichen Ehe und Kleinfamilie als alleiniger evangelischer Leitfigur, schreibt der emeritierte Wissenschaftler in einem Beitrag für die "Frankfurter Rundschau" (Dienstagsausgabe).

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"Dieser weite Familienbegriff entwertet Ehe und Kleinfamilie in ihrer nach wie vor für die meisten Menschen prägenden Form nicht", hält Ebach Kritikern entgegen. In der im Juni vorgestellten Orientierungshilfe mit dem Titel "Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken" fordert der Rat der EKD, alle Familienformen zu stärken und schließt dabei auch Patchworkfamilien und homosexuelle Partnerschaften ein. Protestanten wie auch Katholiken kritisieren den Text, weil er in ihren Augen die traditionelle Ehe zwischen Mann und Frau entwertet und die Ökumene schwer belastet.

Der Einwand, die EKD entferne sich mit dem Familientext von biblisch-theologischen Grundlagen, ist dem Alttestamentler zufolge nicht zutreffend. Der lange üblichen kirchlichen Propagierung der Ehe und Kleinfamilie fehle es an biblischer Begründung, argumentiert Ebach, der an der Universität Bochum lehrte. "Diese Ehe- und Familienform geht nicht auf die Bibel zurück, sondern auf das Bürgertum des späten 18. und 19. Jahrhunderts." Die Bibel enthalte zahlreiche Beispiele für manche scheinbar neuen Familienformen. An deren Vielfalt schließe der weite Familienbegriff des EKD-Textes an.