Weniger Organspenden: Stiftung will Gründe wissen

Foto: epd-bild/DSO/J. Rey
Weniger Organspenden: Stiftung will Gründe wissen
Zum Prozessauftakt des Organspende-Skandals in Göttingen hat die Stiftung Patientenschutz Aufklärung über die sinkende Zahl neuer Anwärter auf Organtransplantationen gefordert.

Vorstand Eugen Brysch sagte dem Radiosender MDR Info am Montag in Halle, die Bundesärztekammer und die Stiftung Organtransplantation müssten erklären, warum es diesen Rückgang gebe. "Beide sind verantwortlich dafür, und wir wollen wissen, warum die Ärzte tatsächlich ein Viertel weniger Menschen auf die Warteliste setzen", sagte Brysch.

###mehr-artikel###Er betonte, die Kriterien für Transplantationen hätten sich nicht geändert: "Die sind genauso wie 2011 oder 2012." Allerdings würden die Anmeldungen für die Wartelisten jetzt strenger als bisher kontrolliert. "Wenn das das Motiv sein sollte, dann wissen wir, dass grundsätzlich an dem System etwas nicht stimmt", sagte er. Das bedeute dann wieder eine neue Krise.

Der Patientenschützer forderte angesichts dessen die Politik zum Eingreifen auf: "Wir brauchen staatliche Institutionen." Zur Zeit kümmere sich der Staat nicht um diese Regeln. "Er lässt sie von der Bundesärztekammer machen - selbst wenn die Regeln dann gegen Gesetze verstoßen", kritisierte Brysch.

###mehr-links###Am Montag hat der Prozess vor dem Göttinger Landgericht begonnen. Der frühere Leiter der Transplantationschirurgie des Krankenhauses muss sich wegen versuchten Totschlags in elf sowie Körperverletzung mit Todesfolge in drei Fällen verantworten. Er soll bei der Meldung von Daten seiner Patienten an die zentrale Vergabestelle von Spenderorganen Eurotransplant absichtlich falsche Angaben gemacht haben, so dass die Kranken auf der Warteliste weit nach oben rückten. Der 46-Jährige Mediziner sitzt seit Jahresbeginn in Untersuchungshaft. Für das Verfahren sind zunächst 42 Verhandlungstage angesetzt.