Linkshänder in der Bibel

Ein christlicher Blick auf den Internationalen Linkshändertag.
unsplash/James Coleman
Waren Linkshänder geschickte Krieger? Als solche werden sie in der Bibel erwähnt.
Weltweiter Linkshändertag
Linkshänder in der Bibel
Rechtshändigkeit wird in vielen Kulturen als normal angesehen, Linkshändigkeit als Ausnahme. Das war auch in der Antike so. Als listige Kämpfer werden Linkshänder in der Bibel erwähnt.

Etwa 90 Prozent der Menschen weltweit sind Schätzungen zufolge Rechtshänder. Wer stattdessen die linke Hand als dominante Hand benutzt, wurde lange Zeit schief angesehen. Bis in die 1980er-Jahre achteten Eltern vor allem beim Schreiben und Essen darauf, dass die Kinder den Stift oder den Löffel in die "richtige" Hand nahmen.

Linkshänder gab es schon in der Antike. Wenig bekannt ist, dass sie sogar in der Bibel erwähnt werden. Auch damals sei der rechten Hand als "Tat- oder Leistungshand" der Vorzug gegeben worden, erläutert der evangelisch-lutherische Pfarrer Harald Knobloch (Pleis/Kreis Bayreuth) im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Linkshändigkeit sei eine Ausnahme gewesen, die keineswegs als ein Makel gesehen oder sonst negativ bewertet wurde. Die Verwendung der rechten oder linken Hand, gelegentlich auch beider zusammen, werde neutral beschrieben, so Knobloch.

Das Alte Testament erzähle an zwei Stellen, dass Menschen, "an ihrer rechten Hand gelähmt" seien, schreibt der evangelische Theologe Professor Klaus Koenen (Köln) in dem von ihm begründeten Wissenschaftlichen Bibellexikon im Internet (WiBiLex), das von der Deutschen Bibelgesellschaft in Stuttgart veröffentlicht wird. Da es sich bei ihnen um geschickte Krieger handelte, sollte damit nicht ausgedrückt werden, dass sie behindert sind, betont er. Sie würden so lediglich von Menschen beschrieben, die ihre eigene Rechtshändigkeit für das Normale hielten.

Als ein Beispiel nennt der Alttestamentler die Person Ehud vom Stamm Benjamin, der sein Volk vom Joch moabitischer Fremdherrschaft befreite. Als Linkshänder habe Ehud seine Waffe nämlich nicht wie üblich an der linken, sondern an der rechten Hüfte getragen, erklärt Koenen. So sei es ihm gelungen, bis zum König vorzudringen und ihn zu töten: "Ehud streckte seine linke Hand aus und nahm den Dolch von seiner rechten Hüfte und stieß ihm den in seinen Bauch", lautet die Bibelstelle (Richter 3,21).

Bemerkenswert ist auch die Musterung von Soldaten des Stammes Benjamin. Unter den 26.700 Kriegern befanden sich 700 Linkshänder. "Und unter diesem ganzen Volk waren siebenhundert auserlesene Männer, die linkshändig waren und mit der Schleuder ein Haar treffen konnten", heißt es im Richter-Buch (Kapitel 20, Vers 16). Sie seien im Vorteil gewesen, weil sie für rechtshändige Gegner ungewohnt und gefährlich waren, so Koenen.

Bei der Orientierung im Gelände richtete man sich im antiken Israel nach Osten aus. Die Konsequenz: Nicht nur die Körperseiten, sondern auch die Himmelsrichtungen wurden mit "rechts" für den Süden und "links" für den Norden beschrieben. Wie dies der Verfasser des Richterbuchs für seine Erzählung nutzte, bringt Koenen zum Schmunzeln.

Der Stamm der Benjaminiter lag im Süden, also auf der "rechten Seite". Dass es durchweg Benjaminiter seien, die als Linkshänder erscheinen, zeige "dass wir es mit einem humorvollen, literarischen Topos zu tun haben: Die Söhne der rechten Hand sind Linkshänder", erklärt Koenen.

Oft wird gesagt, dass Gott Menschen mit ungewöhnlichen Eigenschaften für besondere Aufgaben auswählt. Dass damit auch die im Alten Testament beschriebenen Linkshänder gemeint sein könnten, geht den beiden rechtshändigen Theologen jedoch zu weit.