Es geht wieder los - "Tatort: Geburtstagskind"

Foto: SWR/Daniel Winkler
Marcus Signer als Kaspar Vogt (li.) und Stefan Gubser als Kommissar (re.) spielen zum Auftakt der neuen Staffel in dem Tatort "Geburtstagskind".
Es geht wieder los - "Tatort: Geburtstagskind"
TV-Kommissare unter Erfolgsdruck – Der „Tatort“ kehrt mit einer Schweizer Folge aus der Sommerpause zurück und muss sich an den Rekordquoten der zurückliegenden Saison messen lassen.
18.08.2013
Cornelia Wystrichowski

Endlich: Die Krimiflaute ist vorbei, der "Tatort" kehrt nach einer mehrwöchigen Auszeit aus den Sommerferien zurück. Am 18.8. geht Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser) in Luzern auf Mörderjagd, er muss in der Folge "Geburtstagskind" den Tod einer 14-Jährigen aufklären, die im Umfeld einer religiösen Sekte lebte und eines Tages erschlagen in einem Waldstück gefunden wird.

Mit der fünften Schweizer Folge seit der "Tatort"-Rückkehr der Eidgenossen vor zwei Jahren startet an diesem Wochenende eine spannende Saison, auf der schon vor dem Beginn ein gewaltiger Erwartungsdruck lastet: Die "Tatort"-Macher müssen versuchen, die Messlatte zu überspringen, die in den vergangenen Monaten mit spektakulären Krimis und sensationellen Einschaltquoten fast unerreichbar hoch gelegt wurde.

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So sahen 12,57 Millionen Zuschauer Til Schweigers actionreichen Einsatz in Hamburg (sein zweiter Fall als Haudrauf-Kommissar soll demnächst gedreht werden), und sogar 12,81 Millionen Krimifans verfolgten den neuesten Fall von Axel Prahl und Jan Josef Liefers mit Gaststar Roland Kaiser. Immerhin noch mehr als neun Millionen Zuschauer hatten im Juni das Saisonfinale gesehen, die eher durchschnittliche Episode "Tatort: Letzte Tage" mit Bodensee-Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes).

Seitdem mussten die zahlreichen Fans ohne neue Folgen des Krimiformats leben - alle die es lieben, sich in Online-Netzwerken, bei der Arbeit und nicht zuletzt beim gemeinsamen Schauen daheim oder in "Tatort"-Kneipen über die Marotten dieses und jenes Kommissars oder die Besonderheiten der jeweiligen Episode auszutauschen, mussten sich mit Wiederholungen begnügen.

Die Saure-Gurken-Zeit ist nun vorbei. Wenn es jetzt zum ersten Mal nach mehreren Wochen wieder frische Kost gibt und der mehr als 40 Jahre alte Krimiklassiker in die neue Saison startet, ist der Erfolgsdruck hoch – aber die Verantwortlichen haben sich einiges einfallen lassen, um den Hype um den "Tatort" am Köcheln zu halten.

"Tatort"-Leichenrekord von 47 Toten

So kündigte Ulrich Tukur für seinen vierten Einsatz als Wiesbadener Kommissar Felix Murot einen "Tatort"-Leichenrekord von 47 Toten an: "Es ist ein sehr kühner Plan. Er wird das Fernsehformat auseinanderreißen." Für Gesprächsstoff dürfte auch das neue Team aus Weimar sorgen: Kinostar Nora Tschirner und Spaßvogel Christian Ulmen lösen an Weihnachten ihren ersten Fall als Ermittlerduo, der Krimi soll sehr schräg werden und sich um Thüringer Rostbratwurst drehen. Hoffentlich wird das Ganze nicht so albern wie die unsäglichen Saarland-Krimis mit Devid Striesow als Kommissar Jens Stellbrink.

In dem Schweizer Fernsehfilm "Geburtstagskind" ist Delia Mayer als Kommissarin Liz Ritschard zu sehen.

Aus dem Osten der Republik kommt noch ein weiteres neues Ermittlergespann: In Erfurt wird von November an das jüngste "Tatort"-Team auf Gaunerjagd gehen. Spannend ist auch die Zukunft des Frankfurter "Tatorts": Nina Kunzendorf ist bereits ausgestiegen und wird von der wunderbaren Schauspielerin Margarita Broich ersetzt, Joachim Król ist noch einmal als Kommissar zu sehen und hört dann ebenfalls auf.

Außerdem gibt es einen Öko-Krimi aus Kiel, in dem Bestsellerautor Frank Schätzing ("Der Schwarm") eine Gastrolle an der Seite von Axel Milberg hat, sowie natürlich neue Fälle für Publikumslieblinge wie Jan Josef Liefers und Axel Prahl als Dreamteam aus Münster.

Im November soll es außerdem ein Wiedersehen mit dem nicht unumstrittenen Ermittlerquartett aus Dortmund geben – Jörg Hartmann muss dann in seinem dritten Einsatz als zeigen, ob sein Kommissar Faber mehr Potential hat als nur den Stinkstiefel vom Dienst abzugeben.


Für reichlich Diskussionsstoff ist also gesorgt. Damit nicht genug, hat die ARD bereits eine mehrteilige Quizshow mit Kai Pflaume angekündigt, in der von Herbst an der größte "Tatort"-Fan gesucht wird, also derjenige Zuschauer, der sich am besten mit dem Krimiklassiker auskennt. Die Kandidaten müssen unter anderem anhand kurzer Filmschnipsel erraten, um welche "Tatort"-Folge es sich handelt – ganz schön schwierig, immerhin gibt es bislang mehr als 850 Folgen.

"Nur" zwei Tatorte waren für den Grimme-Preis nominiert

So sehr das Publikum die Krimireihe jedoch liebt, die Qualität der Filme korrespondiert nicht immer mit den hohen Zuschauerzahlen – folgerichtig waren nur zwei "Tatorte" für den diesjährigen "Grimme"-Preis nominiert. Auch der zum Saisonstart gezeigte Schweizer "Tatort" ist nicht gerade preisverdächtig: Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) müssen den Tod der 14-jährigen Amina klären, die im dritten Monat schwanger war – und das, obwohl sie im sittenstrengen Umfeld der christlichen Gruppierung "Kreis der Gnade" lebte, die von ihrem unsympathischen Stiefvater geleitet wird. Hat jemand das Mädchen missbraucht? Ein ernsthafter Sektenkrimi ist dieser "Tatort" jedoch nicht, sondern ein leider nur mäßig spannendes Familiendrama.


Für die Schweizer ist es übrigens nicht etwa eine Ehre, dass ausgerechnet sie die Sommerpause beenden dürfen – eher im Gegenteil: Weil in mehreren großen Bundesländern noch Ferien sind und vergleichsweise wenig Leute vor dem Fernseher sitzen, lässt die ARD keinen ihrer Premium-Ermittler wie etwa das Duo aus Münster vorpreschen. Zwar brachte es auch die letzte Folge aus Luzern immerhin auf mehr als sieben Millionen Zuschauer, gemessen am "Tatort"-Standard ist das jedoch eher schwach.