Amoklauf in Winnenden: Tauziehen um Schadensersatz hat begonnen

Amoklauf in Winnenden: Tauziehen um Schadensersatz hat begonnen
Gut vier Jahre nach dem Amoklauf von Winnenden hoffen die Angehörigen der Opfer auf Schadensersatz: Am Mittwoch hat das erste von sechs Verfahren gegen den Vater des Täters begonnen.

Vor dem Landgericht Stuttgart klagen die Witwe und die zwei Kinder eines Autohauskunden in Wendlingen, der bei der Bluttat erschossen wurde, unter anderem auf Erstattung der Unterhalts- und Beerdigungskosten, wie der Gerichtssprecher für Zivilsachen, Bernhard Schabel, sagte. Dabei gehe es um rund 80.000 Euro.

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Die Verhandlung ist der Auftakt zu einem Prozessmarathon, der in den kommenden Monaten auf den Vater des Täters zukommen wird. Unter den Klägern sind nach Gerichtsangaben auch Polizisten, die bei dem damaligen Einsatz verletzt wurden. Schabel schätzt, dass sich die gesamten Schadensersatzforderungen auf 300.000 bis 500.000 Euro belaufen werden.

Mit der Waffe des Vaters tötete der Amokläufer 15 Menschen und sich selbst

An der Albertville-Realschule Winnenden hatte am 11. März 2009 der 17-jährige Tim K. mit der Waffe und Munition seines Vaters neun Schüler und drei Lehrerinnen erschossen. Auf der Flucht bis ins 40 Kilometer entfernte Wendlingen tötete er drei weitere Menschen, bevor er sich selbst das Leben nahm. Der Vater des Täters wurde bereits rechtskräftig verurteilt, weil er die Tatwaffe nicht ordnungsgemäß aufbewahrt hatte.

Zu Prozessbeginn warf Winnendens Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth (CDU) der Haftpflichtversicherung des Vaters vor, die Stadt gegen die geschädigten Familien ausspielen zu wollen. Die Stadt Winnenden will die Kosten für Baumaßnahmen an der Albertville-Realschule, dem Haupttatort, erstattet wissen. Die Schule musste grundlegend umgestaltet werden, weil eine weitere Nutzung Lehrern und Schülern nicht mehr zumutbar gewesen wäre, begründete Holzwarth. Bisher sieht es so aus, als müssten sich die Stadt und die Familien der Opfer den Schadensersatztopf teilen. Eine Sprecherin kündigte an, die Stadt ziehe eine Klage in Erwägung, sollten sich die Parteien nicht einigen.