BUND warnt vor Verschleppung der Energiewende

BUND warnt vor Verschleppung der Energiewende
Zahl der Unterstützer des Umweltverbandes erreicht Höchststand
Der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) warnt vor einer Verschleppung der Energiewende.

"Die Kräfte der Beharrung sind schneller wieder da, als wir dachten", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger am Mittwoch bei der Vorstellung des Jahresberichts in Berlin. An der Spitze der Beharrer stehe Wirtschaftsminister Philipp Rössler (FDP) mit seiner Industrie-freundlichen Energiepolitik. Von dieser Lobby werde der Atom-Gau von Fukushima 2011 bewusst bagatellisiert und die Energiewende systematisch torpediert.

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Dahinter stecke letztlich ein Kampf für oder gegen zentrale beziehungsweise dezentrale Strukturen bei der Energieversorgung, sagte Weiger. "Das ist eine Systemfrage, die aber bisher in dem ohnehin schwerfälligen Bundestagswahlkampf keine Rolle spielt", betonte er. Die Folgen: Eigens gegründete Energiegenossenschaften gerieten in Schwierigkeiten, weil die Banken Kredite zurückhielten, solange sie keine klare Sicherheit für ihre Investitionen hätten.

Umfassende Bürgerbeteiligung an der Energiewende gefordert

An vielen Stellen werde die Energiewende zudem indirekt bekämpft, sagte Weiger. Als Beispiel nannte er die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU), Windräder nur im Abstand von zwei Kilometern von Ortschaften errichten zu dürfen. Da blieben häufig nur noch Waldflächen übrig, wogegen der Naturschutz stehe. Der BUND plädiere deshalb für absolute Transparenz und umfassende Bürgerbeteiligung bei solchen Verfahren, sagte Weiger.

Fragenkatalog an Kandidaten für den Bundestag

Anlässlich der Bundestagswahl stellte der BUND zehn Kernforderungen für die künftige Politik auf und führt derzeit einen "Kandidaten-Check" durch. Dabei werden Direktkandidaten zur Energie- und Umweltpolitik, zu Massentierhaltung sowie zum Ausbau der Bürgerbeteiligung befragt. Wer positiv antwortet, bekommt ein entsprechendes BUND-Siegel.

Mittlerweile haben sich den Angaben zufolge 1.007 Direktkandidaten für den Bundestag beteiligt. Darunter sind auch prominente Politiker wie der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel, Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) und Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin. 400 der Befragten antworteten im Sinne des Naturschutz-Bundes, darunter auch ein CDU- und zwei FDP-Kandidaten. BUND-Sprecher Norbert Franck sagte, eine deutliche Mehrheit der Befragten spreche sich unter anderem für eine Beschleunigung der Energiewende aus. Würden die Kandidaten gewählt, die an dem Check teilgenommen haben, "könnte man aus Umweltsicht optimistisch in die kommende Legislaturperiode schauen", fügte er hinzu.

Mehr Mitglieder und Förderer

Nach eigenen Angaben hat der BUND so viele Mitglieder und Förderer wie noch nie. Mehr als 496.000 Menschen unterstützten den Verein im Jahr 2012, sagte BUND-Vorsitzender Hubert Weiger. Dies entspreche einer Steigerung von rund sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dazu kommen noch mal 130.000 Fördermitglieder.

Auch bei den Einnahmen legte die Umwelt- und Naturschutzorganisation zu: Im vergangenen Jahr konnte der BUND laut Weiger über insgesamt 18 Millionen Euro verfügen, 2011 waren es noch knapp 17 Millionen Euro gewesen. Drei Viertel des Budgets kamen dabei den Angaben zufolge durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Erbschaften zustande. Zudem leisteten BUND-Mitglieder 2012 rund drei Millionen ehrenamtliche Arbeitsstunden.