Missbrauchsopfer werfen Bistum Limburg mangelnde Aufklärung vor

Missbrauchsopfer werfen Bistum Limburg mangelnde Aufklärung vor
Ein mehr als 40 Jahre zurückliegender Fall mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs bringt das katholische Bistum Limburg in Bedrängnis.

Wie das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Sonntag vorab berichtete, soll der damalige Leiter des St. Vincenzstifts bei Rüdesheim, Rudolf Müller, 1970 eine junge Frau vergewaltigt haben. In Briefen habe er die Frau, die in der Küche des Heims arbeitete, anschließend zum Schweigen aufgefordert und aus Angst vor Entdeckung wenige Tage später Selbstmord begangen.

Nicht näher benannte Missbrauchsopfer werfen dem Bistum nach Angaben des "Spiegels" nun "mangelnde Aufklärung" vor. Insbesondere Müllers Nachfolger Franz Kaspar, der heutige Generalvikar des Bistums, sei "nicht durch eine offensive Aufklärung des Falls" aufgefallen. Weil Kaspar "keine belastbaren Vorwürfe" sah, habe er sogar zugelassen, dass ein neues Wohnhaus im Stift bis 2010 Rudolf-Müller-Haus hieß.

Vorwurf der Vertuschung "nicht haltbar"

Ein seit 2010 vorliegender interner Ermittlungsbericht lasse aber "keine Zweifel an den Missbrauchshandlungen", schreibt der "Spiegel". Gegen das Buch "Prügel vom lieben Gott" des ehemaligen Heimbewohners Alexander Homes, in dem der Fall literarisch verfremdet geschildert werde, sei das Bistum hingegen 1981 gerichtlich vorgegangen. In dem neu erschienenen und aktualisierten Buch kritisiert Homes dem "Spiegel" zufolge, dass das Verhalten des Bistums ihm und anderen Opfern lebenslang geschadet habe.

Das Bistum Limburg wies die Darstellung zurück. Bis zu Kaspars Ausscheiden aus dem Stift seien gegen Müller keinerlei Vorwürfe erhoben worden. Auch hätten noch "lebende bekannte Personen" die Vorwürfe "heftig bestritten", heißt es in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung des Bistums. Der Vorwurf der Vertuschung sei daher "nicht haltbar", sondern "als Angriff auf die persönliche Integrität von Dr. Kaspar" zu werten.