EKD-Chef offen für kirchengemäße Tarifverträge der Diakonie

EKD-Chef offen für kirchengemäße Tarifverträge der Diakonie
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat die neue Zusammenarbeit zwischen der Diakonie und der Gewerkschaft ver.di in Niedersachsen begrüßt.

Beide haben einen jahrelangen Streit um die Löhne von rund 40.000 Beschäftigten beigelegt und wollen künftig gemeinsam für einen Flächentarifvertrag in der Sozialbranche kämpfen. "Ich würde mich freuen, wenn in Niedersachsen ein vernünftiges Modell entwickelt werden könnte", sagte Schneider am Donnerstag in Bückeburg bei einem Besuch der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe.

Gegen die ursprüngliche Vereinbarung

Allerdings hätte er sich gewünscht, dass zunächst die Bundesspitzen der evangelischen Kirche und ihrer Diakonie mit ver.di verhandelt hätten, sagte Schneider. So sei es nach dem Urteil des Bundesarbeitsgerichts zu Streiks in der Diakonie vom November 2012 ursprünglich vereinbart gewesen. Die diakonischen Arbeitgeber in Niedersachen waren jedoch im Frühjahr vorgeprescht und hatten mit ver.di und der Ärztegewerkschaft Marburger Bund vereinbart, künftig sogenannte kirchengemäße Tarifverträge abzuschließen. Diese sollen das kircheninterne Verfahren ablösen, bei dem die Löhne in einer Kommission von Arbeitgebern und Arbeitnehmern verhandelt werden.

Bisher liege in Niedersachsen dazu allerdings lediglich eine Prozessvereinbarung vor, sagte Schneider: "Man hat sich darauf verständigt, wer wann mit wem reden will." Auch seien kirchlich modifizierte Tarifverträge nichts Neues. Solche Verträge gebe es bereits in der Nordkirche und in Ostdeutschland. Das wichtigste Problem sei der wirtschaftliche Druck auf dem Markt der sozialen Dienstleistungen, betonte der Ratsvorsitzende. Die kirchlichen Sozialverbände Diakonie und Caritas beschäftigten zusammen bundesweit rund 1,3 Millionen Mitarbeiter, unter anderem in Krankenhäusern und Pflegeheimen sowie Einrichtungen für Jugendliche oder behinderte Menschen.