Kardinal Marx warnt Kirchen vor parteipolitischer Festlegung

Kardinal Marx warnt Kirchen vor parteipolitischer Festlegung
Der christliche Glaube dürfe "nicht im Sinne eines politischen Programms verstanden werden", sagte der Erzbischof von München und Freising am Freitag beim Gesprächsforum "Zivilisation der Liebe" der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in Hannover. Gleichzeitig dürfe die Kirche "nicht so allgemeine Positionen vertreten, dass diese letztlich von allen geteilt und damit beliebig werden", fügte Marx vor rund 300 Teilnehmern aus allen Bereichen der katholischen Kirche hinzu.

"Nach wie vor beobachten wir, dass eigentlich alle Parteien und gesellschaftlichen Gruppen die Kirche gerne an ihrer Seite hätten", erklärte Marx zum Auftakt der zweitägigen Veranstaltung. Angesichts dessen sei "die sozialethische Stellungnahme der Kirche nicht einfacher geworden". Leitendes Prinzip für die Kirche sei "immer das Eintreten für die Armen und die gesellschaftlich Benachteiligten. Sie steht auf der Seite derjenigen, die nicht in der Lage sind, sich selbst Gehör zu verschaffen", unterstrich der Erzbischof.

Christen wüssten um die Begrenztheit menschlichen Handelns, sagte Marx: "Wir können nicht den Himmel auf Erden verwirklichen." Das Evangelium sei aber keine Vertröstung auf das Jenseits, sondern verpflichte dazu, "nach Kräften an einer besseren Welt mitzubauen".

In seiner Begrüßungsansprache sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, die Gesprächsforen der Bischofskonferenz seien "keine parlamentarischen Kirchenversammlungen, bei denen über Normen und Strategien abgestimmt wird". Es komme vielmehr darauf an, im "Hören auf Gott und aufeinander den Weg der Kirche in die Zukunft auszuleuchten".

Auftakt der Gesprächsreihe war im vergangenen Jahr in Mannheim. Die Treffen spiegeln Zollitsch zufolge die "bunte Vielfalt unserer katholischen Kirche und des gelebten Glaubens in unserem Land wider". Sie sollen den Dialog in der katholischen Kirche zwischen Kirchenleitung, Mitarbeitern und Laien fördern.

An dem Forum nehmen Ehrenamtliche und Hauptberufliche aus den 27 Diözesen teil. Sie kommen aus dem Bereich der Militärseelsorge, aus dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken und den katholischen Verbänden. Dazu kommen Ordensleute, Mitglieder der geistlichen Gemeinschaften und kirchlichen Bewegungen, Vertreter des Caritasverbandes sowie Professorinnen und Professoren der katholischen Theologie.