Kirche protestiert gegen "Abschiebelager" für Flüchtlinge

Kirche protestiert gegen "Abschiebelager" für Flüchtlinge
In Hamburg haben evangelische Kirche und Diakonie gegen ein geplantes "Abschiebelager" für die etwa 300 Libyen-Flüchtlinge protestiert, die seit Mitte April weitgehend obdachlos in der Stadt leben.

Eine von der Stadt als Unterkunft angebotene Schule in Langenhorn sei "an Bedingungen geknüpft, die allein der Abschiebung dienen", sagte Diakoniechefin Annegrethe Stoltenberg am Samstagabend in Hamburg. "Diesen Weg können wir nicht mitgehen", fügte sie hinzu.

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Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs bekräftigte, dass vor allem "humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge" im Vordergrund zu stehen habe. Dazu gehöre vor allem Zeit, um die Situation und Perspektiven jedes Einzelfalls klären zu können. Fehrs kündigte an, dass die Kirche die Flüchtlinge weiterhin nach Kräften unterstützen werde. Dies geschehe bereits in vielen Kirchengemeinden sowie in diversen diakonischen Einrichtungen.

"Hoffnung auf die Menschenrechte"

Die Libyen-Flüchtlinge, die über Italien nach Deutschland gekommen sind, seien derzeit "Spielball einer restriktiven Flüchtlingspolitik in ganz Europa", sagte Fehrs weiter. Dabei seien die in Hamburg gestrandeten Afrikaner nur "die Spitze eines Eisberges". Alle Flüchtlinge hätten vor allem "Hoffnung auf die Menschenrechte": "Dieser Herausforderung dürfen wir nicht ausweichen", sagte die Bischöfin.

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hatte zuvor erklärt, dass es für die afrikanischen Flüchtlinge "keine Chance" gebe, in Deutschland zu bleiben. Sie müssten "nach Italien oder in ihre Heimatländer zurück", sagte er der "Welt". Dabei seien die Kosten "unser geringstes Problem", fügte Scholz hinzu: "Wir werden jedem helfen, der sich verirrt hat."