WHO und Krebshilfe wollen Tabakwerbung abschaffen

WHO und Krebshilfe wollen Tabakwerbung abschaffen
Nur in Deutschland und Bulgarien kann man in Europa noch großflächige Werbung für Zigaretten sehen. Das Deutsche Krebsforschungszentrum und die Weltgesundheitsorganisation wollen das ändern.

Die Deutsche Krebshilfe fordert ein vollständiges Werbeverbot für Tabakwaren in Deutschland. Zigarettenwerbung sei hierzulande noch immer "allgegenwärtig", kritisierte Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg am Mittwoch in Berlin anlässlich des Welt-Nichtrauchertages am 31. Mai. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verlangt ein umfassendes Werbeverbot für Tabakprodukte.

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Deutschland sei mit Bulgarien das einzige Land in der Europäischen Union, in dem großflächige Werbung auf Plakatwänden oder Litfaßsäulen noch immer erlaubt sei, sagte Pötschke-Langer. Zudem seien inzwischen in vielen europäischen Ländern Zigarettenautomaten verboten, die ebenfalls Werbeträger seien. In Deutschland seien dagegen noch immer Außen- und Kinowerbung sowie Werbung am Verkaufsort erlaubt. Auch die Zigarettenverpackungen würden immer mehr zum Marketinginstrument.

"Wenn man nur einige Werbeformen wie Zeitungsanzeigen oder Plakate verbietet, sucht die Tabakindustrie sich sofort neue Werbekanäle", sagte WHO-Direktor Douglas Bettcher in Genf. Deshalb müssten auch das Sponsoring und alle anderen Formen der Promotion gestoppt werden.

Werbeverbote zeigten unmittelbare Erfolge im Kampf gegen das Rauchen, unterstrich der WHO-Direktor. "In der Türkei etwa hat ein komplettes Werbeverbot für Tabakprodukte binnen drei Jahren dazu geführt, die Zahl der Raucher um 1,2 Millionen - 13 Prozent - zu reduzieren."

Werbeverbot bringt keine juristischen Probleme

Laut Pötschke-Langer wird Tabakwerbung von Jugendlichen eher wahrgenommen als von Älteren. Auch habe Tabakwerbung zur Folge, dass der Raucheranteil in der gesamten Bevölkerung und unter Gleichaltrigen überschätzt werde. Nach Angaben der Deutschen Krebshilfe investiert die Tabakindustrie jedes Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag in Werbung und Marketing.

Der Staatsrechtler Christian Pestalozza von der Freien Universität Berlin wies juristische Bedenken gegen ein vollständiges Werbeverbot zurück. Das Grundgesetz stehe einem solchen Schritt in keiner Weise entgegen. Darüber hinaus sollte darüber diskutiert werden, durch ein Verbot des Rauchens in der Öffentlichkeit auch die Werbung durch die Raucher zu unterdrücken.

Nach Erhebungen rauchen in Deutschland etwa ein Drittel der Erwachsenen beziehungsweise rund 24 Millionen Menschen. An den Folgen des aktiven Rauchens sterben pro Jahr mehr als 100.000 Menschen. Weitere 3.300 Todesfälle pro Jahr werden auf das Passivrauchen zurückgeführt.

Die Aktionen zum diesjährigen Welt-Nichtrauchertag am Freitag (31. Mai) stehen unter dem Motto "Lass Dich nicht anmachen - Weg mit der Tabakwerbung!". Geplant sind bundesweit Gesundheitstage und Informationsstände.