Forderung nach Werbeverbot für Tabak

Forderung nach Werbeverbot für Tabak
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verlangt ein umfassendes Werbeverbot für Tabakprodukte.

"Wenn man nur einige Werbeformen wie Zeitungsanzeigen oder Plakate verbietet, sucht die Tabakindustrie sich sofort neue Werbekanäle", sagte WHO-Direktor Douglas Bettcher am Mittwoch in Genf. Deshalb müssten auch das Sponsoring und alle anderen Formen der Promotion gestoppt werden.

"Die Tabakindustrie verhält sich wie ein ständig mutierendes Virus", kritisierte Bettcher im Vorfeld des Weltnichtrauchertags am Freitag. So nutze die Branche zunehmend soziale Netzwerke, um Jugendliche zum Rauchen zu verleiten. Dabei würden sich Angestellte der Tabakindustrie als simple Konsumenten ausgeben.

Zahl der Raucher deutlich gesenkt

Werbeverbote zeigten unmittelbare Erfolge im Kampf gegen das Rauchen, unterstrich der WHO-Direktor. "In der Türkei etwa hat ein komplettes Werbeverbot für Tabakprodukte binnen drei Jahren dazu geführt, die Zahl der Raucher um 1,2 Millionen - 13 Prozent - zu reduzieren."

Bettcher warnte, Tabak sei jährlich für sechs Millionen Todesfälle verantwortlich. Die meisten Raucher würden bereits vor ihrem zwanzigsten Geburtstag abhängig. "78 Prozent der 13- bis 15-jährigen sind regelmäßig Werbung für Tabakprodukte ausgesetzt", fügte er hinzu.

Jugendliche von der Zigarette fernhalten

Die Tabakindustrie nimmt nach Angaben Bettchers zunehmend Schwellen- und Entwicklungsländer ins Visier ihrer Werbebemühungen. Prognosen der WHO sagen voraus, dass die Zahl der Toten durch Tabakgebrauch bis 2030 auf acht Millionen steigen wird. 80 Prozent der Todesfälle würden dann in Schwellen- und Entwicklungsländern verzeichnet. "Gerade dort sehen wir, wie bewusst Trendsetter eingesetzt werden, um Jugendliche zum Rauchen zu verleiten", berichtete WHO-Programmmanager Armando Peruga. Auch Smartphone-Apps und Wohltätigkeitsveranstaltungen würden gezielt als Werbeplattformen genutzt.

"Was wir beobachten, ist eine zunehmende Verzweiflung und Aggression einer Industrie, die als letzte Option Kinder, Frauen und Entwicklungsländer ins Visier nimmt, um ihre Profite zu erhöhen", ergänzte Bettcher. Dies sehe man auch als Bestätigung des Erfolgs im Kampf gegen die Tabakindustrie. Die WHO hatte 2003 die Rahmenkonvention für Tabakkontrolle beschlossen, die inzwischen von 176 Ländern ratifiziert wurde.