EU-Parlamentspräsident warnt vor Auseinanderdriften Europas

EU-Parlamentspräsident warnt vor Auseinanderdriften Europas
Der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz (SPD), fürchtet eine Spaltung Europas.

"Die entscheidende Frage ist, ob es uns gelingt, eine Renaissance Europas hinzubekommen, des gemeinschaftsorientierten Europas mit Glaubwürdigkeit für die Bürgerinnen und Bürger", sagte der Politiker der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstagsausgabe). Das entscheide sich bei der nächsten Europawahl. "Wenn es nicht gelingt, Europa neuen Schub zu geben, könnte es ein Auseinanderdriften geben."

Der deutsche Soziologe Ulrich Beck sieht den Grund dafür in einer fehlenden europäischen Identität: "Wir leben in einem Europa ohne Europäer." Die mögliche Katastrophe Europas sei aus der Sicht der Wirtschaft, der politischen Institutionen, der Eliten, der Regierungen, des Rechts analysiert, aber nicht aus der Sicht des Individuums. "Wir haben das abstrakte Haus der europäischen Institutionen, aber die Zimmer dieses Hauses sind menschenleer", sagte Beck.

Schulz sagte, die Renaissance Europas werde nicht aus den Nationalstaaten kommen. "Das wäre auch unlogisch. Nationale Identität wirkt stark, wir werden sie nicht aufheben können. Das will ich auch nicht. Aber für nationale Identität können unsere Kinder im 21. Jahrhundert keine Jobs kriegen."