Bundespräsident Joachim Gauck ehrt Sozialpionier Francke

Bundespräsident Joachim Gauck ehrt Sozialpionier Francke
Bundespräsident Joachim Gauck hat am Samstag an den vor 350 Jahren geborenen Sozialreformer August Hermann Francke erinnert.

Bei einem Festakt in Halle würdigte Gauck Francke als Unternehmer und Gelehrten. Es gebe wenige Persönlichkeiten, die so produktiv, zukunftsweisend, fromm, global und bis heute inspirierend gehandelt hätten. Die von ihm gegründeten Franckeschen Stiftungen stünden für den Mut, aktuelle Herausforderungen anzupacken. Weltveränderung durch Menschenveränderung bleibe Auftrag auch für die heutige Generation in Unternehmen, Schulen und Kirchen, sagte Gauck weiter.

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Francke (1663-1727) war evangelischer Theologe, Pädagoge und einer der Hauptvertreter des Pietismus, einer bis heute wirkenden christlichen Glaubensbewegung. Auf dem Gelände der von ihm 1698 gegründeten Stiftungen befinden sich heute mehr als 40 Bildungs- und Sozialeinrichtungen. Die Stiftungen streben für ihre historischen Anlagen den UNESCO-Welterbetitel an.

Christlicher Glaube und Realitätssinn

Mit dem Festakt im Freylinghausen-Saal der Stiftungen wurde zugleich die Ausstellung "Die Welt verändern. August Hermann Francke - Ein Lebenswerk um 1700" mit mehr als 300 Exponaten eröffnet. Die Stiftungen haben ihrem Gründer ein ganzes Geburtstagswochenende gewidmet. Zu den weiteren Höhepunkten gehört ein Festgottesdienst in der Marktkirche am Sonntag, der vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) im Fernsehen übertragen wird.

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Gauck zufolge hat Francke mit seiner Betonung von Bibel und Bildung auch die Kernanliegen der Reformation aufgenommen, durch seine weltweiten Netzwerke das Luthertum globalisiert und weltgeschichtliche Wirkungen entfaltet. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte, Franckes Erfolg habe viel mit seinem christlichen Glauben und seinem Realitätssinn zu tun. Mit ihrer Wiederbelebung nach der deutschen Einheit hätten die Stiftungen in der kulturellen und pädagogischen Landschaft in Deutschland heute einen herausragenden Platz inne.

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In der bis 21. Juli laufenden Ausstellung zeigen die Stiftungen Bilder von Francke, seinen Wegbegleitern und zeitgenössischen Gelehrten sowie Originaldokumente, Handschriften und naturwissenschaftliche Exponate aus dem 18. Jahrhundert. Der Festakt war zudem Auftakt für eine mehrmonatige Stiftungs-Jubiläumsreihe mit dem Titel "Vision und Gewissheit. Franckes Ideen 2013". Auch außerhalb Halles wird der 350. Geburtstag Franckes gewürdigt. So sind weitere Ausstellungen etwa im sächsischen Leipzig und in Gotha (Thüringen) sowie Tagungen geplant.