Neues Finanzierungskonzept für katholische Kirche in Polen steht

Neues Finanzierungskonzept für katholische Kirche in Polen steht
In Polen haben sich katholische Kirche und die Regierung auf ein neues Konzept zur Kirchenfinanzierung geeinigt. Voraussichtlich ab 2014 soll die Kirche durch eine freiwillige Abgabe der Steuerzahler von 0,5 Prozent der Einkommenssteuer finanziert werden, wie die Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" vom Freitag berichtete.

Bislang finanzierte sich die katholische Kirche in Polen überwiegend aus Kollekten und Spenden, daneben flossen ihr staatliche Gelder aus einem sogenannten Kirchenfonds zu. "Nun entscheiden die Bürger?, begrüßte Verwaltungsminister Michal Boni das nach langen Verhandlungen erzielte Ergebnis.

Der Kirchenfonds ist eine Einrichtung aus der kommunistischen Nachkriegszeit in Polen. Er wurde 1950 errichtet, um die katholische Kirche aber auch andere Glaubensgemeinschaften für Enteignungen zu entschädigen. Aus diesem Fonds werden bisher die Sozialversicherungsbeiträge für Pfarrer und Ordensleute aller Konfessionen gezahlt.

Aus dem Staatshaushalt flossen im vergangenen Jahr rund 21 Millionen Euro in den Kirchenfonds.  Durch die freiwillige Kirchensteuer könnte Schätzungen zufolge die katholischen Kirche 2014 mit rund 33 Millionen Euro rechnen, wie "Gazeta Wyborcza" berichtete. In Polen gehören mehr als 90 Prozent der Bevölkerung der römisch-katholischen Kirche an. 

Die Bischofskonferenz, die ursprünglich eine höhere Abgabe verlangt hatte, muss diesem Kompromiss noch zustimmen, was jedoch als Formsache gilt. Eine Werbekampagne soll zudem die Steuerpflichtigen dafür gewinnen, künftig 0,5 Prozent ihrer Einkommenssteuer der Kirche zu widmen.

Andere Kirchen und Religionsgemeinschaften sind noch in Verhandlung mit der Regierung über eine alternative Finanzierung, wie Polnische Ökumenische Rat mitteilte. Die Evangelisch-Augsburgische Kirche, zu der 80.000 polnische Lutheraner gehören, erhält drei Prozent des Einkommens ihrer Mitglieder.