Privatversicherte bei Organspenden womöglich im Vorteil

Privatversicherte bei Organspenden womöglich im Vorteil
Privatversicherte Patienten werden neuen Berechnungen zufolge womöglich bei Organtransplantationen bevorzugt. Das geht aus Daten hervor, die der Gesundheitsexperte der Grünen, Harald Terpe, zusammengestellt hat und die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegen.

Terpe hat die bei der Organ-Vermitlungsstelle Eurotransplant dokumentierten Transplantationen ausgewertet. Danach liegt der Anteil der Privatversicherten an allen Transplantationen höher als deren Anteil auf der Warteliste für Spenderorgane.

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"Es ist unklar, ob diese Zahlen Zufall oder das Ergebnis von Manipulationen sind. Jedenfalls sind sie auffällig", sagte Terpe am Dienstag in Berlin. Er forderte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), sich mit den Daten zu beschäftigen "und hier Klarheit zu schaffen". Ende August standen Terpe zufolge rund 11.350 Personen auf der Warteliste, von denen etwa 10.540 der gesetzlichen Krankenkasse angehören.

Detailliert hat Terpe die Transplantationen von Herzen, Lebern, Nieren, Lungen und Bauchspeicheldrüsen der Jahre 2002 bis 2011 ausgewertet. Danach lag etwa der Anteil der Privatversicherten, die auf ein Herz warten, im August bei 9,5 Prozent. 2011 betrug der Anteil eingepflanzter Herzen 11 Prozent. Ein ähnliches Bild ergab sich bei den Lebertransplantationen bei Privatversicherten. Einem Anteil von 9,7 Prozent auf der Warteliste stand ein Anteil von 13,1 Prozent an allen erfolgten Transplantationen gegenüber. Ähnliche Differenzen konnte Terpe für übertragene Lungen und Bauchspeicheldrüsen nachweisen (6,9 zu 10,5 Prozent und 2,6 zu 4 Prozent).

Auch beim beschleunigten Verfahren

Außerdem hat der Fachmann das sogenannte beschleunigte Verfahren genauer unter die Lupe genommen. Dabei können die rund 50 Transplantationszentren in Deutschland ohne Beachtung der Warteliste selbst entscheiden, welche Patienten neue Organe bekommen. Auch hier lag der Anteil der Privatpatienten bei allen transplantierten Organen etwas höher als die Daten der Warteliste 2011 hätten erwarten lassen.

Ziel des beschleunigten Verfahrens ist es, problematische Spenderorgane nicht zu verlieren. Weil bei alten oder kranken Spendern oft nur wenig Zeit für die Vergabe bleibt, müssen bei einem solchen Schnellverfahren die sonst üblichen Kriterien der Warteliste für eine Vermittlung nicht beachtet werden. So konnten 2011 bundesweit rund 900 Organe beschleunigt vermittelt werden. Wegen mangelnder Transparenz steht dieses Vorgehen nach den Skandalen in Göttingen und Regensburg besonders in der Kritik.