Mehr Schutz für Kinder vor Missbrauch in Indien gefordert

Mehr Schutz für Kinder vor Missbrauch in Indien gefordert
In der Debatte über Gewalt gegen Frauen in Indien haben Menschenrechtler auch ein stärkeres Vorgehen gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern gefordert. Polizisten, Ärzte und Betreuungspersonen ignorierten das Problem oft und verweigerten den Opfern Hilfe, erklärte die Organisation "Human Rights Watch" in einem Bericht, der am Donnerstag in Neu-Delhi vorgestellt wurde. Im Dezember hatte die tödliche Vergewaltigung einer 23-jährigen Studentin in einem Bus in Neu-Delhi Proteststürme ausgelöst.

Dem Bericht zufolge werden in Indien jedes Jahr über 7.200 Mädchen und Jungen vergewaltigt. Andere Formen des sexuellen Missbrauchs sind noch häufiger. "Für sexuell missbrauchte Kinder oder deren Angehörige ist es schon schwer genug, um Hilfe zu bitten", sagte Meenakshi Ganguly, Südasien-Direktor der Menschenrechtsorganisation. "Aber anstatt die Fälle sensibel zu behandeln, erniedrigen und traumatisieren die Behörden die Kinder zusätzlich."

Zu den Übergriffen kommt es dem Bericht zufolge im familiären Umfeld, in der Nachbarschaft und in Schulen. Besonders gefährdet seien Kinder in Waisenheimen und anderen stationären Einrichtungen. Die meisten Vorfälle würden nicht gemeldet. Wer Missbrauchsfälle bei der Polizei anzeigt, wird den Angaben zufolge oft abgewiesen. Manche Ärzte nähmen bei vergewaltigten Mädchen und Frauen noch immer "traumatisierende medizinische Untersuchungen" vor.

Im vergangenen Jahr wurde in Indien ein Gesetz verabschiedet, das erstmals alle Formen des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen unter Strafe stellt. Die darin festgelegten Richtlinien zum Umgang mit Opfern würden jedoch kaum umgesetzt, kritisiert die Menschenrechtsorganisation. Sie fordert Schulungen für Ärzte, Polizisten, Sozialarbeiter und Lehrer.