Eltern müssen Schulschwänzer nerven

Eltern müssen Schulschwänzer nerven
Schwänzen Schüler den Unterricht, können psychische Erkrankungen die Ursache sein.
01.02.2013
epd
Frank Leth

Die Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uni Duisburg-Essen hat mit der Essener Ruhrlandschule ein Projekt für kranke Schulverweigerer entwickelt. Ziel ist es, wieder zur Teilnahme am Unterricht zu motivieren, berichtet Alexander Wertgen, Lehrer an der Ruhrlandschule und Mitarbeiter des Projektes.

Häufig geht das Verhalten auf psychische Erkrankungen oder Probleme im Elternhaus zurück. Viele psychisch kranke Schulverweigerer haben Depressionen oder ein Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom. Aber auch Angststörungen und Störungen des Sozialverhaltens nach traumatischen Erlebnissen sind Ursachen. Mit dem interdisziplinären Projekt wollen wir die Ursachen erkennen und gleichzeitig den Kindern psychiatrische Hilfen und Tipps zum Lernen geben. Die Eltern erhalten eine pädagogische Beratung.

Wird etwa eine Depression diagnostiziert, kann eine Verhaltenstherapie helfen. Kommt der Schüler wegen seiner krankheitsbedingten Antriebslosigkeit nicht aus dem Bett, wird auch schon mal Pflegepersonal zur Unterstützung nach Hause geschickt. Sobald ein Kind nicht zum Unterricht erscheint, muss nachgehakt werden. Mann kann mit Eltern vereinbaren, dass das Kind immer zur Schule gebracht wird. Gerade bei Depressionen, Aufmerksamkeitsstörungen oder gestörtem Sozialverhalten ist es wichtig, dass die Kinder am Unterricht teilnehmen. Ohne das "Übungsfeld" Schule können sie ihre Grenzen nicht erfahren oder lernen, ihr Verhalten zu ändern. Eltern bieten wir eine Familien- und Erziehungsberatung an.

Man sollte schulmüde Kinder nerven und, falls nötig, mehrere Wecker kaufen oder das Kind aus dem Bett telefonieren. Schwänzt das Kind, sollten Eltern dorthin gehen, wo es sich vermutlich aufhält. In jedem Fall sollten die Sorgen, die man damit hat, konkret angesprochen werden. Hängt das Kind mit anderen Schulschwänzern zusammen herum, ist es wichtig, dass Eltern den Kontakt zu den anderen Eltern suchen. Man muss dem Kind klar die rote Karte zeigen, die andere Hand aber zur Hilfe ausstrecken. Und: Bei Erfolgen muss auch gelobt werden, damit das Kind weiß, dass es auf dem richtigen Weg ist.