DIW-Forscher: Pflegenotstand kann bekämpft werden

DIW-Forscher: Pflegenotstand kann bekämpft werden
Wirtschaftsforscher halten einen drohenden Pflegenotstand in Deutschland für vermeidbar.

Zum einen müssten der medizinische Fortschritt und das verbesserte Gesundheitsverhalten der Menschen berücksichtigt werden, erklärte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in seinem am Donnerstag veröffentlichten Wochenbericht. Zudem ließe sich die Lage entspannen, indem der Pflegeberuf attraktiver gemacht würde. Derzeit wird von einer Fachkräftelücke von bis zu einer Million Menschen in der Pflege zur Mitte des Jahrhunderts ausgegangen, verursacht durch die alternde Gesellschaft.

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Laut DIW betrug die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland 2009 rund zwei Millionen, bis 2050 könnte sie rein demografisch bedingt auf 4,9 Millionen steigen. Derzeit gibt es rund 900.000 professionelle Pflegekräfte, von denen ein Großteil nur geringfügig oder in Teilzeit arbeitet. Für 2050 ergäbe sich ein Bedarf von rund 1,5 Millionen Vollzeitstellen, wenn die Zahl der Pflegebedürftigen sich tatsächlich auf knapp fünf Millionen erhöht.

Vorschlag: Auch Männer anwerben

Wenn es gelänge, den Eintritt der Pflegebedürftigkeit um fünf Jahre in höhere Lebensalter zu verschieben, könnte der Pflegekräftebedarf auf etwa 850.000 gesenkt werden, errechnen die Wirtschaftsforscher. Schon heute sei ein Rückgang bei der Zahl der neuen Pflegefälle und der Pflegehäufigkeit zu beobachten. Ursache seien ein besseres Bewusstsein für die eigene Gesundheit sowie Präventionsmaßnahmen.

Das DIW schlägt vor, den Einstieg in Pflegeberufe auch für Quereinsteiger zu erleichtern und insbesondere auch Männer anzuwerben, etwa durch eine Angleichung der Löhne an andere Gesundheitsbereiche und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Für eine gewisse Zeit könnte auch eine verstärkte Anwerbung von Fachkräften nötig sein. Langfristig sei dies jedoch keine Lösung, da der demografische Wandel auch die anderen EU-Staaten betrifft.