Kurschus gegen traditionelles Familienbild

Kurschus gegen traditionelles Familienbild
Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, wirbt für einen erweiterten Familienbegriff. Sie verlangt mehr Angebote für Singles und lehnt das Betreuungsgeld ab.
16.11.2012
epd
Ingo Lehnick und Holger Spierig

"Familie ist da, wo Menschen unterschiedlicher Generationen auf Dauer füreinander Verantwortung übernehmen", sagte Kurschus dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bielefeld. Kaum ein anderes gesellschaftliches Gebilde ist nach Ansicht der 49-jährigen Theologin, die unverheiratet ist und keine Kinder hat, derart mit Klischees und Vorurteilen behaftet wie die Familie.

"Gut gemeint, aber unpassend"

Auch die kirchlichen Angebote seien noch zu stark der Tradition verhaftet. Deutlich ausgebaut werden müssten Angebote für Menschen, die allein leben. Singles kämen "in unseren Gemeinden kaum vor", beklagte Kurschus. "Und wenn, dann häufig mit gut gemeinten, aber unpassenden Angeboten."

Für falsch hält Kurschus das umstrittene Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kleinkinder zu Hause betreuen. Zwar finde sie grundsätzlich, dass Familien gestützt werden sollten, sagte die oberste Repräsentantin von 2,5 Millionen westfälischen Protestanten. "Aber mir missfällt das Signal, das vom Betreuungsgeld ausgeht: Eine bestimmte Art der Erziehung wird unterstützt, die andere nicht." Darin sei "eine Wertung enthalten, die hier nicht hingehört".