Scholz will NPD-Verbot notfalls im Alleingang der Länder

Scholz will NPD-Verbot notfalls im Alleingang der Länder
In den Bundesländern mehren sich Forderungen, ein neues NPD-Verbotsverfahren notfalls im Alleingang einzuleiten.

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sagte der Tageszeitung "Die Welt" (Montagausgabe): "Am besten wäre es, Bundesregierung und Bundestag würden mitmachen. Aber wenn das nicht der Fall ist, sollten die Länder einen Alleingang wagen." Er halte ein NPD-Verbot für richtig, betonte der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende. "Jetzt sollte ein neuer Anlauf in Karlsruhe gemacht werden."

Die Ministerpräsidenten von Bayern und Mecklenburg-Vorpommern, Horst Seehofer (CSU) und Erwin Sellering (SPD), hatten die Debatte über einen Alleingang des Bundesrats in Karlsruhe entfacht. Ein erster Versuch von Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat, die rechtsextremistische Partei zu verbieten, war 2003 am Bundesverfassungsgericht gescheitert. Grund waren Informanten des Staates in Führungspositionen der NPD.

Skeptisch äußerte sich dagegen Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne): "Auch ein neues Verfahren könnte scheitern, was die NPD erheblich stärken würde", sagte sie der "Welt". Sie könne sich nicht vorstellen, dass die Erfolgsaussichten besser würden, "wenn der Bundesrat allein vorprescht". Sie fügte hinzu: "Wir alle wollen die NPD loswerden." Das gelinge aber am besten, wenn man sich politisch und gesellschaftlich mit Rechtsextremismus auseinandersetze. "Die Menschen und ihre Einstellungen verschwinden ja nicht, wenn eine Partei verboten wird", sagte Göring-Eckardt. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, Volker Beck, erklärte, das Verbot sei eine juristische Frage und keine des Bekenntnisses.