Käßmann: Gesellschaft muss kinderfreundlicher werden

Käßmann: Gesellschaft muss kinderfreundlicher werden
Die Theologin Margot Käßmann (54) wünscht sich ein kinderfreundlicheres gesellschaftliches Klima in Deutschland.

"Ich wünsche mir, dass junge Leute Lust haben, Kinder zu bekommen", sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstagabend bei der Aufzeichnung der Fernseh-Talkshow "Tacheles" in der Marktkirche Hannover. Käßmann ist selbst Mutter von vier erwachsenen Töchtern. Während in Ländern wie den USA Mütter mit vielen Kindern hoch geachtet seien, würden sie in Deutschland argwöhnisch beäugt. "Es ist schön, Kinder zu haben", betonte die Pastorin.

Junge Eltern müssten frei entscheiden können, ob sie ihre kleinen Kinder in eine Krippe geben oder zu Hause erziehen, forderte die langjährige hannoversche Landesbischöfin. Sie sehe aber nicht, das es schon so weit sei. Derzeit gebe es nur für 25 Prozent der Kinder einen Krippenplatz. Nötig sei auch, dass Mütter nach einer Kinderpause leichter wieder in den Job zurückkehren könnten. "Mütter sind hoch qualifiziert, weil sie Zeitmanagement gelernt haben", sagte Käßmann.

Bascha Mika kritisiert geplantes Betreuungsgeld

Die Journalistik-Professorin Bascha Mika kritisierte festsitzende Rollenbilder, die Mütter daran hinderten, sich frei zu entfalten. "Es muss ein Bewusstsein dafür geben, dass Mütter und Väter sich gemeinsam um ein Kind kümmern", sagte die langjährige Chefredakteurin der "tageszeitung". Scharfe Kritik übte Mika am von der Bundesregierung geplanten Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kinder zu Hause erziehen wollen. Es sei besser für Kinder, in einer Kindertagesstätte mit anderen Kindern zu spielen.

Der Nordhäuser Oberbürgermeister Klaus Zeh (CDU) verteidigte dagegen das Betreuungsgeld. In Thüringen gebe es damit bereits gute Erfahrungen. Das Modell eröffne den Eltern Wahlfreiheit: "Man muss endlich dazu kommen, es den Familien zu überlassen, wie sie sich entscheiden", sagte der frühere Thüringer Finanz- und Sozialminister, der auch Präsident des Deutschen Familienverbandes ist. Die Talkshow wird am 29. Juli um 13 und 24 Uhr auf "Phoenix" ausgestrahlt.