Wohlfahrtsverbände: "Erfolg des Bundesfreiwilligendienstes hat uns ein wenig überrascht"

Wohlfahrtsverbände: "Erfolg des Bundesfreiwilligendienstes hat uns ein wenig überrascht"
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege wertet den vor einem Jahr gestarteten Bundesfreiwilligendienst als Erfolg.
27.06.2012
epd
Dirk Baas

"Das hat uns ein wenig überrascht", räumte Präsident Johannes Stockmeier im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) ein. Er erinnerte an einen "zähen Start" des Dienstes, der am 1. Juli 2011 den Zivildienst abgelöst hat. Anfangs hätten die Verbände mit viel Skepsis auf den Bundesfreiwilligendienst (BFD) geblickt und auch dessen Scheitern nicht ausgeschlossen. Vor allem, weil es schon erfolgreiche Angebote wie das Freiwillige Soziale Jahr gab: "Wir haben das zum Teil ambivalent eingeschätzt", sagte Stockmeier.

Zugleich betonte der Präsident des Diakonie-Bundesverbandes, die Träger müssten ihre Sicht von damals nur zum Teil korrigieren. "Unsere grundsätzliche Forderung war und ist es noch immer, neben dem BFD die bestehenden Dienste wie Freiwilliges Soziales Jahr und Freiwilliges Ökologisches Jahr finanziell besser auszustatten." Auch habe man stets betont, dass die Nachfrage nach Freiwilligendiensten etwa doppelt so hoch ist wie das tatsächliche Angebot.

Dass der BFD dann doch in relativer kurzer Zeit in die Erfolgsspur kam, sei auch dem Engagement der Verbände zu verdanken, die auf Korrekturen gedrängt hätten. "Der zähe Start lag im Wesentlichen daran, dass die Kindergeldregelung nicht geklärt war", erläuterte Stockmeier: Der Boom setzte erst ein, nachdem im Dezember feststand, dass das Kindergeld auch für BFDler gezahlt wird."

Kritik übte Stockmeier an der Haltung der Bundesregierung, in diesem Jahr keine zusätzlichen Gelder für mehr BFD-Stellen zu bewilligen. Viele Fachpolitiker stünden dem zwar wohlwollend gegenüber, "sind jedoch ebenfalls Opfer der Haushaltskonsolidierung". Stockmeier verwies darauf, dass diese Haltung nicht dem politischen Ziel entspreche, die Freiwilligenarbeit zu fördern: "Als Gesellschaft können wir es uns nicht leisten, Engagement abzulehnen." Seinen Angaben zufolge gibt es bei den Trägern einen Bedarf von 105.000 Freiwilligen-Stellen. Derzeit finanziert der Bund insgesamt 70.000. Wollte man diese Lücke schließen, würden rund 200 Millionen Euro zusätzlich benötigt.