Armutsforscher beklagt soziale Gegensätze in den USA

Armutsforscher beklagt soziale Gegensätze in den USA
Im US-Präsidentschaftswahlkampf spielt nach Einschätzung des Armutsforschers Christoph Butterwege das Thema Armut kaum eine Rolle.

Der Politikwissenschaftler von der Universität Köln sagte am Dienstag im Deutschlandradio Kultur, dass die US-Politiker auf andere Wählergruppen abzielten, da arme Menschen kaum wählen gingen. Dabei müsste dieses Thema eigentlich angesichts der großen sozialen Unterschiede in den USA das entscheidende sein, sagte Butterwege. Fast 50 Millionen US-Bürger lebten unter der offiziellen Armutsgrenze.

"Aber in den USA gilt Armut noch viel stärker als bei uns als Strafe für Leistungsverweigerung und Reichtum als Belohnung für die Leistungsträger", sagte Butterwege. Im Wahlkampf spiele Geld eine wesentliche Rolle bei der Frage, wer US-Präsident werde. Reiche griffen stark in den Wahlkampf ein. "Ich würde soweit gehen, zu sagen, in den USA haben wir eigentlich schon eher eine Plutokratie als eine Demokratie", sagte der Politologe. Wer Geld habe, schalte Spots, kaufe sich entsprechende Sendungen und sei in der Öffentlichkeit präsent.

Die Mittelschicht habe Angst abzustürzen und grenze sich deshalb nach unten gegenüber sozial Benachteiligten ab. "Dieser amerikanische Traum wird mehr und mehr zum Alptraum", kritisierte Butterwege, "nicht mehr vom Tellerwäscher zum Millionär, sondern vielfach ist es jetzt umgekehrt, vom Kleinaktionär wird man zum Müllsammler oder auch zum Obdachlosen." Der Armutsforscher sagte, er befürchte, dass der Staat seine Rolle immer stärker verliere. Dabei sei ein "funktionierender Sozialstaat das Fundament für die Demokratie."

Auch in Deutschland gebe es eine Entwicklung, bei der immer mehr Menschen abgehängt würden: "Armut bedeutet eben nicht nur, wenig Geld zu haben. Armut bedeutet auch politisch ohnmächtig zu sein", sagte der Politologe.